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Ausstellungen: Berlin · von Michael Nungesser · S. 232 - 234
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Liebe und Ethnologie

Die koloniale Dialektik der Empfindlichkeit (nach Hubert Fichte)
18.10.2019 – 06.01.2020 Haus der Kulturen der Welt (HKW)

von Michael Nungesser

Der einst als Beat-Poet im berühmten Hamburger Star Club debütierende und später als Ethno-Poet gefeierte Hubert Fichte (1935 – 1986) ist in den letzten Jahren ebenso wiederentdeckt worden wie seine erst vor wenigen Jahren verstorbene Lebensgefährtin, die Fotografin Leonore Mau (1916 – 2013). Dem Außenseiter und Exzentriker Fichte, der einst rhetorisch fragte: „Bin ich ein deutscher Autor? Ich bin Halbjude und schwul“ (eigentlich halbschwul, d. h. bisexuell), widmet das HKW nun eine Ausstellung, die nicht seiner Biographie und auch weniger der kongenialen Zusammenarbeit mit Mau gilt, als seiner Aktivitäten als umtriebiger Netzwerker und Reisender. Ein vielseitiger Begabter, der einst als junger Mensch schauspielerte und in der Landwirtschaft tätig war, schließlich in Personalunion als Romanautor, Dichter, Journalist und Ethnologe auftrat, wollte Fichte aus der als beengend empfundenen BRD ausbrechen: „Ich wollte in die Welt“.

Grundlage der Beschäftigung mit Fichte ist seine von Marcel Prousts Romanwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (ab 1913) inspirierte, ebenfalls mehrbändige und in den 1980er Jahren postum edierte „Geschichte der Empfindlichkeit“. Sie besteht aus Romanen, Glossen und Polemiken, in denen sich sein Leben widerspiegelt. Sein Alter Ego ist Jäcki, das seiner fotografierenden Frau Irma; sie bereisen Südeuropa, Teile von Afrika, Südamerika, die Karibik und die USA. Nach Erkundungen in Hamburgs Milieu der Schwulen und Prostituierten geht Fichte, getrieben von Neugierde, in der sich Wissenslust und sexuelles Begehren paarten, vor allem auf die Suche nach der…

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von Michael Nungesser

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