Hamburg
Paul Winstanley
Altered States
Galerie Vera Munro 06.11.2019 – 28.02.2020
von Jens Asthoff
Wer die Arbeit des in London lebenden Malers Paul Winstanley etwas kennt, ist vielleicht überrascht vom erweiterten Spektrum malerischer Techniken, Sujets und Stile, das er in „Altered States“, seiner vierten Einzelschau bei Vera Munro, entfaltet. Ist man in die Bildwelt erst etwas eingetaucht, wird erkennbar, wie subtil er unterschiedliche Malweisen und Motive kombiniert und auch, wie sich Zeitebenen darin überlagern und kreuzen. Neben minutiös auf Holz gemalten Bildern von erhaben weitläufiger Kathedralenarchitektur, etwa in New Age 1 (After Saenredam) (2017), zeigt er mit Apostasy (Celestial Friend) und Apostasy (Demons Out) (beide 2019) auch Bilder eines modernistisch nüchternen Museumssaals von heute, in dem die berühmten Fra-Angelico-Gemälde Engel der Verkündigung und Maria der Verkündigung (beide 1420 / 25) hängen. Es sind Bilder im Bild, buchstäblich Fenster in eine andere Zeit – auch in ein Jenseits von Zeit.
Winstanley verwendet für die Bildzitate Blattgold, was den Motiven eigenen Raum verschafft; das Museumspublikum, in fotografischer Unschärfe gemalt, ist dieser Sphäre wie flüchtige Gegenwart gegenübergestellt. Insgesamt ist das Bild raffinierte Fiktion: Die Gemälde Fra Angelicos, beheimatet in der Münchner Pinakothek, hat Winstanley qua Malerei in den Ungers-Bau der Hamburger Kunsthalle versetzt. Mit Reproduction 1 (2019), einem kleinen goldfarbenen Diptychon, greift Winstanley die beiden Motive nochmals separat auf. Lilies 1 und Lilies 2 (beide 2019), ebenfalls in Öl auf Holz gearbeitete kleine Formate, zeigen Lilien – nicht in sakraler Darstellung zwar, doch im Kontext des Verkündigungs-Motivs erscheinen sie unweigerlich religiös konnotiert. Einen anderen Duktus bringen die…