München
Heidi Bucher
Metamorphosen
Haus der Kunst 17.09.2021–13.02.2022
von Jolanda Drexler
„Andere Geschichten im Haus der Kunst erzählen“, dieser Devise des Direktors Andrea Lissoni entspricht die so inspirierend wie programmatisch „Metamorphosen“ betitelte Ausstellung von Heidi Bucher aufs Schönste. Auch wenn die riesigen, geometrischen Latex-Membranen, die von der Decke hängen, schweben, an den Wänden angebracht oder als ganze Raumschale installiert sind, den Besucher zunächst vielleicht stark herausfordern, stellt sich doch bald eine Faszination ein für die ebenso subtile wie kraftvolle Aura dieser häufig durchscheinenden, eigenwilligen Werke.
Heidi Bucher (1926–1993), die mit ihrem ungewöhnlichen Werk zu den bedeutenden Positionen der internationalen Neo-Avantgarden zählt, wird erst allmählich wiederentdeckt. Die Schweizerin studierte Mode- und Textildesign bei dem Bauhaus-Lehrer Johannes Itten in Zürich, auch bei Elsi Giauque, einer Schülerin von Sophie Taeuber-Arp. 1970–1973 lebte sie mit ihrem Ehemann Carl Bucher und den beiden Söhnen in Amerika, hauptsächlich in Kalifornien, wo in Kollaboration mit ihrem Mann, einem Autodidakten, Werke entstanden, die es sogar in Ausstellungen in New York und Los Angeles schafften. Sie kam damals mit sehr umtriebigen feministischen Künstlerinnen in Berührung – Judy Chicago und Miriam Schapiro initiierten das Female Art Program, Judy Brady mit ihrem Manifest „I Want a Wife“; außerdem wohnten die Buchers ganz in der Nähe des „Woman’s Building“, der langlebigsten feministischen Einrichtung von Los Angeles. Doch sah sich Bucher genauso wenig als Feministin wie etwa Louise Bourgeois, die auch früh mit Latex experimentierte. Buchers Hochachtung für Eva Hesse schlägt sich nieder in ihrer 1978 für die feministische Zeitschrift Kassandra erstellten Übersetzung eines Artikels von Barbara…