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Ausstellungen: Bordeaux · von Heinz-Norbert Jocks · S. 352 - 353
Ausstellungen: Bordeaux , 2005

Heinz-Norbert Jocks

Hors d`œuvre:
ordre et désordre de la nourriture

Musée d`art contemporain de Bordeaux, 9.10.2004 – 13.2.2005

Gleich mehrere Vorspeisen werden derzeit im Museum für zeitgenössische Kunst in Bordeaux serviert und augengerecht verabreicht, jedoch mehr in imaginären Mengen denn in essbarer Realform. Aber dann doch nicht so pikant oder herzhaft und letztlich auch nicht so duftlos, wie es zu erwarten wäre, wenn Künstler sich des Sujets aus unterschiedlichen Blickwinkeln bemächtigen. In einigen Ecken der schönen wie weiten Hallen, die wegen der alten Gemäuer überhaupt keinen musealen Anschein erwecken, riecht es denn auch ziemlich entsetzlich und ein kleinwenig nach süßer Fäulnis, so dass es einem den Appetit eher verdirbt denn suggeriert. Wie heißt es noch so herrlich im kultigen „Anti-Ödipus“ von Gilles Deleuze und Félix Guattari? „Der Mund des Appetitlosen hält die Schwebe zwischen einer Essmaschine, einer Analmaschine, einer Sprechmaschine und einer Atmungsmaschine.“ Ja, wer einmal anfängt, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was Essen zivilisationgeschichtlich bedeutet, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und erntet immer neue Ideen, welche die ewig im Wandel begriffene ritualisierte Beziehung des Menschen zum Essen wie zum Trinken betreffen. Wenn die von Eric Féloneau initiierte und von Maurice Fréchuret kuratierte Ausstellung nach der Ordnung und Unordnung der Ernährung fragt, so setzt dies zwar voraus, dass Essen ebenso wie Schlafen oder Atmen angeboren ist und damit ein unhintergehbares Grundbedürfnis darstellt. Dabei werden aber auch die kulturellen wie soziologischen Implikationen eines durchaus anthropologisch beschreibbaren Phänomens fokussiert. Wer über den Sinn des Essens referieren will, darf darüber die damit unweigerlich…

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von Heinz-Norbert Jocks

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