Heinz Schütz
Ornamentarchitektur
Ein Gespräch mit Peter Kogler
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Ornament in der Architektur wucherte, holte der Wiener Architekt Adolf Loos zu seinem rigoristischen Generalangriff aus: „Ornament ist Verbrechen.“ Am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat der in Innsbruck geborene und in Wien lebende Künstler Peter Kogler das Ornament zurück in, respektive auf die Architektur geholt. Ausgangspunkt seiner künstlerischen Produktion sind Minimalismus und Pop erweitert um eine Wien spezifische Sprach- und Psycho-Dimension. Seit den frühen achtziger Jahren setzt Kogler zur Generierung seiner Arbeit Computer ein. Er entwickelte eine ornamentale, architekturbezogene Bildsprache, deren Alphabet sich bewusst beschränkt auf wenige bedeutungsstarke Grundelemente wie Ameisen, Gehirnwindungen, Röhren, Gitter. In großangelegten Arbeiten – man denke an das Ameisenlabyrinth der documenta IX, die verschlungenen Röhren der documenta X, die surreal wuchernden Formen in der Grazer Bahnhofshalle – entstehen qua Ornament virtuelle Räume, die den architektonischen Raum überlagern, dynamisieren und die Wände gleichsam verflüssigen. Der in einem Spannungsfeld von Barock und Graffiti evozierte Illusionsraum, rührt an unbewußten Schichten und produziert eine körperbezogene Unmittelbarkeit, die die Unmittelbarkeit der realen Architektur übertrifft.
Architektur als Performance
Heinz Schütz: Architektur wird gewöhnlich als ein statisches Gefäß verstanden. In deiner Ausstellung, die im Kunstverein Hannover zu sehen war, wird die Architektur mit Videoprojektionen, bewegten Vorhängen und abrupten Lichtwechseln radikal dynamisiert. Welche Bedeutung kommt in deinen Arbeiten dem Architekturbezug zu?
Peter Kogler: Die architektonische Vorgabe spielt für mich grundsätzlich eine entscheidende Rolle. So auch in Hannover. Das Gebäude, in dem der Kunstverein untergebracht ist, stammt aus der Mitte…