Heinz-Norbert Jocks
Die imaginären Welten der Künstler
Gespräch mit Joël Andrianomearisoa (Madagaskar)
Deine Installation hieß ursprünglich „Les Portes“, also „Türen“!
Joël Andrianomearisoa: Ja, aber der Titel passt nicht mehr zu dem inzwischen veränderten Stück. Es ist Teil einer Reflexion meiner Arbeit, die sich zwischen Architektur, Raum, Mode, Kleidung und Textil bewegt. In Bezug zum Raum gibt es eine Reihe von aus Textilien fabrizierten, handgenähten Paravents, die wie Wände den Raum aufteilen. An den Fenstern unterstreichen Webereien ebenfalls ein architektonisches Element.
Kleidung steht bei dir im engen Verhältnis zur Architektur.
Ja, mich reizt diese Dualität. In Paris, wo ich arbeite, wird Architektur ebenso hergestellt wie Kleidung. In Wahrheit entwerfe ich Kleidung wie ein Architekt. Statt Kleidungsstücke mit Rundungen, die an die Form eines Körpers erinnern, zu konzipieren, schaffe ich flache Silhouetten mit Quadraten und Rechtecken. Wenn ich an einem Projekt für Museum sitze, so arbeite ich immer an einer Gesamtheit, die meine Empfindungen einschließt. Bei meinem Istanbul-Projekt „Une Nuit“ („Eine Nacht“) zeigte ich meine Arbeit im Verhältnis zur Stadt. Da ging es nicht mehr nur um Architektur, sondern um eine an verschiedenen Orten verwirklichte Stadtplanung. Neben einer Ausstellung in einer Galerie gab es einen Abend in einem Nachtclub. Bei dieser Mischung aus verschiedenen Elementen ist der Körper ebenso wichtig wie die Architektur, der Raum oder das Kleidungsstück. Um ihn herum entwickelt sich alles.
Wie gehst du beim Herstellen von Formen vor?
Immer auf gleiche Weise. Am Anfang steht die zu zeichnende Form. Also ein Quadrat oder Rechteck. In der Architektur nehme…