Heinz-Norbert Jocks
Die imaginären Welten der Künstler
Gespräch mit Meschac Gaba (Benin)
H.-N.J.: Warum bist du Künstler geworden?
Meschac Gaba: Ich bin es schon lange, seit mehr als zwanzig Jahren. Die Kunst hat mich gerufen. Ich habe also eine Aufgabe. Und meine Arbeit entsteht in Fusion mit der Wirklichkeit, über die ich nachdenke. Im konkreten Fall der Baguettes, die du hier siehst, wollte ich speziell etwas zum Thema der Ausstellung machen.
Warum Baguettes?
M.G.: Ich wollte nicht, dass man die afrikanische Kunst ständig auf den Kolonialismus fokussiert. Diese Vorstellung halte ich für eine Übertreibung. Es gibt auch Baumwolle in Benin, aber sie gelangte nicht durch den Kolonialismus dorthin. Ich habe das Brot zuerst in Deutschland gesammelt. Nicht Frankreich, sondern Deutschland hat es entkolonialisiert, oder? Ich habe die Baguettes in Holland gesammelt, wo ich lebe, und denke dabei nicht primär an Kolonialismus, sondern an gutes Brot. Überall auf der Welt mögen es die Menschen, es ist also ein globales Brot. Nun wurde Benin nicht von Frankreich kolonialisiert. Die Franzosen kamen dorthin, und da sie Baguettes mitbrachten, wird es dort auch gegessen. In dem Zusammenhang kann man von Globalisierung reden. Im 7.Jahrhundert, als man zu forschen begann, versetzte man sich in Bewegung, und damit auch die Lebensmittel. Man bereiste fremde Länder.
Was willst du über die Baguette zum Ausdruck bringen?
Ich verfolge damit meine Spuren, denn man findet sie überall. Ich habe seinen Geschmack auf der Zunge. Wenn ich in Holland in eine Bäckerei gehe, finde ich dort verschiedene Brotsorten, aber ich esse…