Heinz-Norbert Jocks
Die imaginären Welten der Künstler
Gespräch mit Shady El Noshokaty (Ägypten)
Worauf spielen Sie mit dem poetischen Titel Ihrer Arbeit „Der Baum im Haus meiner Großmutter“ an?
Es ist ein weiteres Projekt, in dem ich mich mit meiner eigenen Geschichte auseinandersetze. Neben Sabah Naim, Amal Kenaway oder ABD Ghany Kenawy stelle ich hier übrigens als einer von mehreren Künstler aus Ägypten aus, die eine andere, nämliche globale Kultur leben. Wir versuchen zu verstehen, nicht nur wo, sondern auch wie wir leben. Zudem wollen wir unserer Kultur mit ihren Unterschieden Ausdruck verleihen. Ich selbst konzentriere mich dabei mehr auf meine Geschichte, auf das eigene wie auf das Leben meiner Familie. Alles in allem versuche ich mich an einem möglichst weitgefächerteren Gesamtbild von unserer Kultur.
In dem konkreten Werk tun Sie das, indem Sie vom Tod Ihrer Großmutter sprechen.
Ja, sie dient mir als Ausgangspunkt meiner Reflektion. Es ist kein Dokumentarfilm über ihren Tod, sondern ein Film darüber, wie die Mittelschicht in Ägypten mit der Problematik des Todes umgeht. Quer durch unsere Geschichte hat sich der Glaube erhalten, dass das Leben, wenn auch in andrer Gestalt, nach dem Tod weitergeht. So ist das Leben nur ein Schritt zu einem anderen Leben, das sich vielleicht im Himmel fortsetzt, wo alles besser wird. Das ist, was ich mit „dem Baum im Haus meiner Großmutter“ meine. Er ist nicht der Baum, wie wir ihn sehen. Vielmehr steht er für Kontinuität. Und für den Lebensanfang. Wenn ich also vom Baum im Haus meiner Großmutter rede,…