Heinz-Norbert Jocks
Die imaginären Welten der Künstler
Gespräch mit Fernando Alvim (Angola)
Gibt es afrikanische Kunst?
Fernando Alvim.: Ich bin des Hörens müde, dass sie als etwas Exotisches betrachtet wird. Wir haben ausgeklügelte Waffen gekauft, exportieren Öl, verfügen über Flugzeuge und sind in vielen Dingen recht modern. Es gibt keine kulturelle Identität mehr, diese ist heute völlig deplaziert.
Was ist Ihre Idee von Kunst?
Im allgemeinen? Es gibt eine schreckliche Gewalt in der Struktur der Kunst. Die erste betraf die Bewertung der determinierenden Ästhetik. Wer sich ihrer Idee nicht anschloss, wurde ausgeschlossen. Heute ist eine Veränderung festzustellen, aber nicht wegen der Kunst, sondern wegen der Politik und der Wirtschaft. Alle reden von der Globalisierung der Welt. Aber davon zu sprechen, ist naiv, da die globale Welt schon seit mehreren Jahrhunderten existiert. So werden beispielsweise in allen großen afrikanischen Städten drei europäische Sprachen gesprochen. Und südlich der Sahara sind Katholizismus wie Protestantismus die beiden großen Religionen. Meines Erachtens herrscht in Angola eine entstellte, gar androgyne Kultur. Die Kunst hat sich sehr verändert, und ein Teil der afrikanischen Künstler mussten aufgrund fehlender Mittel ästhetische Systeme entwickeln, um zu überleben. Die Position des Künstlers heute hat in der beschleunigten Welt nichts mehr zu tun mit der Idee der Romantik. Das Wertesystem der Kunst steht dem politischen oder ökonomischen sehr nah.
Hat die Kultur des Landes, in dem Sie leben, Einfluss auf Ihr künstlerisches Tun?
Ich arbeite in einem kontextuellen Zusammenhang. Alles kann mich beeinflussen, oder auch nicht. Belgien ähnelt eher im Gegensatz zu…