Doris von Drathen
Ich male
keine Bilder.
Ich male
Gespräch mit Liliane Klapisch
Liliane Klapisch betreibt ihre Malerei nicht als egozentrische Künstler-Karriere, sondern als eine selbstvergessene Feldforschung. Als sie in den 50er und 60er Jahren als junge abstrakte Malerin im Umkreis der um eine Generation älteren Farbfeldmaler wie Serge Poliakoff, Olivier Debré oder Léon Zack viel Anerkennung und Erfolg hatte, fürchtete sie, nur noch in einem Getriebe von Marktinteressen und Trend zu funktionieren, entschloß sich, ihre gesamte Arbeit umzubrechen und begann, sich „an der Realität festzuhalten“. Ihr Ziel war nicht etwa, die Relität zu malen, sondern sich mit der Beobachtung der Realität eine Art Hürde aufzuerlegen, um aus der Routine auszubrechen.
Liliane Klapisch war als Tochter polnischer Einwanderer 1933 in Cachan, einem Vorort von Paris geboren. Der Naziraserei konnten sie und ihre engsten Familienmitglieder entkommen, indem sie herumreisten, flohen, in Verstecken lebten und den Namen änderten. Ende der 60er Jahre emigrierte Liliane Klapisch mit ihrem Mann und ihren Kindern nach Israel. Für ihre Malerei bedeutete das wieder einen Umbruch, der sich diesmal über das Licht vollzog – die extreme Helligkeit ließ sie zunächst die Umgebung von Innenräumen untersuchen; erst nach einer Weile wandte sie sich der Landschaft zu, allerdings einer zerstörten, der aufgerissenen Erde von Groß-Baustellen. Die Bilder aber, die entstehen, enthüllen die andere Seite des Alltags, bringen eine Welt der Zeichen und Allegorien an den Tag, zeigen das Spirituelle im Banalen.
Erst 2003, im Alter von 70 Jahren, zeigte Liliane Klapisch eine umfassende Restrospektive mit 130 Arbeiten im Museum von…