Heinz-Norbert Jocks
Die imaginären Welten der Künstler
Gespräch mit Bili Bidjocka (Kamerun)
Du lebst heute in Brüssel. Aber Belgier zu sein, ist… ?
Bili Bidjocka.: Eine zu banale Frage nach der Identität. Ein Deutscher sieht sich heute damit erneut konfrontiert. Vor zwei Jahren war ich übrigens im Berliner Reichstag, dem alten wie dem neuen. Keine Ahnung, warum, aber ich musste beim Anblick beider Gebäude weinen. Es war so schön wie schrecklich bezogen auf die Frage des Selbstverständnisses wie der Neugeburt. Heute spricht man vom Individuum. Die Identität, auch die afrikanische, ist nichts anderes als eine fixe Idee. Die Ökonomie beharrt auf der Identität der Konsumenten. Wer porträtiert, um Identitäten zu schaffen, macht Werbung, und das ist weit entfernt vom Spirituellen.
Was für ein Verhältnis hast du zur Kultur in Kamerun?
Ich habe nicht das Gefühl, in einer Kultur geboren zu sein. In Duala das Licht der Welt erblickt, ging ich schon früh nach Paris. Im Grunde wurde ich mehrmals geboren. So auch an dem Tag, da ich realisierte, dass ich ein Künstler bin, oder im Mittleren Atlas in einem kleinen Dorf in Marokko, wo ich existentielle Erlebnisse hatte. Ich habe einen Bezug zu vielen Kulturen. Dass ich mehrmals geboren wurde, ist für mich insofern eine große Banalität, als es jedem widerfährt. Ich stelle mir die nicht verallgemeinerbare Frage der Identität in Verbindung mit meinen Porträts, die du hier in „The room of Tears“ siehst. Wenn die Port Royalisten, also die große Schule der Malerei konstatiert, die einzige Möglichkeit, jemanden dazustellen,…