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Biennalen: Viinistu · von Jürgen Raap · S. 410 - 413
Biennalen: Viinistu , 2004

JÜRGEN RAAP
International Live-Art and Video Event

10.-17.7. 2004

Jaan Toomik, Video- und Performancekünstler mit Professur an der Kunstakademie Talinn, und Paul Rodgers, ein britischer Bildhauer, der heute in Estland lebt, organisieren seit 2000 einmal jährlich ein Festival für Performance und Medienkunst. Im vergangenen Jahr war die lediglich von einem Leuchtturmwärter bewohnte Insel Mohni Saar vier Kilometer vor der Küste Schauplatz der Aktionen gewesen. Ungewöhnlich war auch der diesjährige Veranstaltungsort: Viinistu ist ein ehemaliges Fischerdorf in reichlich abgeschiedener Lage 70 km östlich der Hauptstadt Tallinn. Auf der Schnellstraße von Tallinn nach Narwa an der russischen Grenze sieht man zwar heute nur die allerneuesten Automodelle, aber die Nebenstraße, die dann nach Viinistu 15 km weit mitten durch den Wald verläuft, ist nicht asphaltiert. Mit ihren Lehmpfützen erinnert sie den Besucher aus dem Westen eher an einen Wirtschaftsweg für die Forstleute.

Viinistu besteht lediglich aus ein paar Dutzend Holzhäusern, die im Wald verstreut liegen. Im eigentlichen Ortskern gruppieren sich um einen großen Platz ein kioskähnlicher Krämerladen, eine winzig kleine Poststation ohne jeglichen Telefonservice und eine meistens geschlossene Kneipe.

In diese Abgeschiedenheit hatten Jaan Toomik und Paul Rodgers knapp dreißig Künstler eingeladen, eine Woche lang zu leben und zu arbeiten und sich im Gelände einen Ort für eine Performance oder eine Installation zu suchen. So wählten z.B. Villu Plink und Hannu Elenius die Hafenmauer für ihren Performance-Auftritt: Villu Plink hockte auf den Zehenspitzen über zwei Gläsern mit Wein, bis ihn nach zehn Minuten die Kräfte verließen und die Fersen nach unten sackten und mit lautem Knirschen die…


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