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Ausstellungen: Wien · von Ulrike Gehring · S. 391 - 391
Ausstellungen: Wien , 1999

Ulrike Gehring
James Turrell

»The Other Horizon«
Österreichisches Museum für angewandte Kunst (MAK), Wien, 2.12.1998 – 21.3.1999

Licht ist von Natur aus ein immaterielles Medium. Daß aber eine Kunst, deren ästhetisches Erscheinungsbild maßgeblich vom Licht geprägt ist, nicht folgerichtig “immateriell” sein muß, demonstriert die derzeitige Ausstellung des amerikanischen Lichtkünstlers James Turrell im Wiener MAK. Licht (Neon-, Laser- und fluoreszierendes Licht) ist das Material seiner Arbeiten. Ihr Medium ist die menschliche Wahrnehmung.

Das MAK präsentiert 6 verschiedene Werkgruppen: 2 “Space Division Constructions”, 2 “Spectral Wedgeworks”, 1 “Ganzfeld” und 1 “Skyspace”. Hinzu kommen die Aquatinta-Drucke der Serie “First Light” (1989-90) und “Still Light” (1990-91) und einige Modelle zum “Roden Crater”, die den jüngst begonnenen Ausbau des Vulkankegels in Arizona dokumentieren. Die “Retrospektive” beschränkt sich demnach auf 6 von insgesamt 14 existenten Werkgruppen.

Das Museum für angewandte Kunst, das unter der Leitung von Peter Noever zum renommierten Forum für Gegenwartskunst wurde, hatte eine großangelegte Retrospektive angekündigt. Diese längst überfällige Hommage an den bekanntesten Vertreter der kalifornischen “Light & Space”-Bewegung wäre die erste ihrer Art gewesen und hätte zugleich den notwendigen Impuls für die Neupositionierung seines Oeuvres aussenden können. Wien hätte Turrell aus dem Dunstschleier der amerikanischen Minimal Art herausholen können, in den ihn die Kunstkritik seit über 30 Jahren stellt. Leider leisten weder Ausstellung noch Katalog eine solch weiterführende Kontextualisierung.

Es ist schwer verständlich, warum P. Noever und Daniela Zyman, die zuständige Kuratorin, auf Turrells “Projection Pieces” verzichten. Diese 1966 entwickelten Lichtprojektionen sind für Turrells Werkverständnis unabdingbar, da sie den entscheidenden Dualismus von Attraktion und Repulsion bereits in…



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