Nürnberg
Keith Sonnier
Lightsome
Neues Museum Nürnberg 15.10.2021–06.02.2022
von Martin Blättner
27 Jahre nach seiner eindrücklichen Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg (KUNSTFORUM Bd. 126) blitzen die Stroboskoplampen von Keith Sonnier inmitten der bunt schillernden Leuchtröhren im Neuen Museum erneut auf. Der damalige Kunsthallen-Chef Lucius Grisebach wurde 2000 Gründungsdirektor vom Museum für Kunst und Design, dem Neuen Museum. Inzwischen haben die Direktor*innen mehrmals gewechselt und seit 1. Juli 2021 leitet Simone Schimpf das Haus. Das Interregnum zuvor nutzten Thomas Heyden und Kristin Schrader als Kuratoren dieser faszinierenden Schau, die nach dem Tod von Sonnier im letzten Jahr zu der ersten umfassenden Retrospektive geworden ist. Die überwältigende Inszenierung kann sich sehen lassen: Im Halbdunkel des Vierecksaals glimmen in unterschiedlichen Sichtachsen neuzeitliche Hieroglyphen. Die fluoreszierenden Lichtquellen tauchen die hohen Räume in farbiges Licht und setzen Zeichen einer neuen Ära der Kommunikation, die verschiedene Kulturen einbezieht. Eine hoch an der Decke installierte Konstruktion aus Ar-gon- und Neonröhren initiiert den künstlerischen Werde-Rundgang von der postminimalistischen und der Neuen Skulptur („Roman Trough“, 1966), die sozusagen „vom Sockel geholt“ wurde, bis hin zu den Leuchtmittel-Assemblagen und Multimedia-Installationen. Am minimalistischen „Trog“ vorbei und entlang der fast noch traditionell an der Wand hängenden Maschendraht-Objekten hin zur Arbeit „Red Flocked Wall“ (1969), die Wand und Boden verschränkt und für die Ausstellung aufwendig angefertigt wurde: Eine mit Farbpigmenten und Sägespänen geschichtete Bahn aus Latex, die teilweise von der Wand gelöst ist und auf dem Boden steht.
Gleich daneben eine expressive Mal-Geste, der nach unten laufende Farbauftrag wird regelrecht hinter Glas gepresst („In Between II“, 1969)…