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Titel: Spanien im Aufbruch · S. 80 - 85
Titel: Spanien im Aufbruch , 1988

Kritische Anmerkungen zu einer Identität

von Aurora García

Es ist hinreichend bekannt, daß die Geschichte der Kunst in Spanien keine glanzvolle Kontinuität aufweist, sondern eher eine Reihe glanzvoller Ausnahmen, die zu ihrer Zeit oft nicht verstanden oder gar verachtet wurden. Im 17. Jahrhundert entsteht auf der iberischen Halbinsel das, was man unter Kunstmarkt versteht. Zu jener Zeit taucht die Figur des Sammlers auf, und der normale, nicht unbedingt vermögende Bürger entwickelt Kunstgeschmack und Interesse, in den Besitz von Bildern und anderen Kunstobjekten zu gelangen. Gewissermaßen erschwerend hinzu tritt die Einschätzung des Künstlerberufes, genauer, die des Malers, dessen Tätigkeit weiterhin als eine grundsätzlich nebensächliche betrachtet wird, als eine handwerkliche Tätigkeit mit Gebrauchswert, die bei Hofmalern wie Velázquez abhängig war von den Wünschen und Befehlen der Könige oder Herren, für die sie in der Funktion eines zusätzlichen Palastdieners arbeiteten – auch wenn sie ob ihrer Fähigkeiten privilegiert waren. Und gerade bei Velázquez wandten sich Historiker wie Julián Gállego gegen den Optimismus, den man aus den Untersuchungen verschiedener Theoretiker über den spanischen Kontext, in dem der geniale Sevillaner lebte, herauslesen kann. Ihr Argument war, daß die Situation des Künstlers in vieler Hinsicht fremdbestimmt war, ganz im Gegensatz zum Aufbruch in die Freiheit, der in anderen Ländern wie etwa Italien erfolgte und von dem sich Velázquez bei seiner zweiten Reise dorthin persönlich überzeugen konnte. Auch verfaßte man im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Schriften mit der Absicht, das Ansehen der Malerei zu verteidigen und denjenigen Vorrechte zu sichern, die sich ihr widmeten. Dies zeigt, daß der…

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