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Titel: Spanien im Aufbruch · von Kevin Power · S. 108 - 115
Titel: Spanien im Aufbruch , 1988

Miquel Barceló

Miquel Barceló (geb. 1957, Mallorca) gilt als Schlüsselfigur der spanischen Gegenwartskunst. Der Kunstkritiker Francisco Calvo Serraller führt ihn in einer Anthologie neben längst etablierten, älteren Künstlern wie Eduardo Arroyo, Antonio Saura oder Antoni Tàpies, um nur einige zu nennen, auf.
Barceló machte sich im Vergleich zu anderen Künstlern seiner Generation früh in Spanien und im Ausland einen Namen. Sein Stil hat sich jedoch seitdem deutlich verändert. Der fast nervöse Pinselstrich und die Heftigkeit der Bildwelten von einst sind ruhiger geworden und einer klassischeren, wenngleich immer noch stark expressiven Bildauffassung gewichen. Die nach 1982 entstandenen Gemälde sind überschaubarer, formal klarer gegliedert und in ihrer Wirkung poetischer.

Titel wie “Euroafrisia” und “Memorial Soup” verweisen auf eine Auseinandersetzung Barcelös mit der Geschichte seines Volkes als Seefahrernation. Dargestellt sind in einem vage definierten Bildraum Behältnisse aus den unterschiedlichsten Ländern und Zeiten. Andere Motive wie Fische, zerteiltes Obst und Gemüse deuten zunächst auf den starken Einfluß der Stillebenmalerei des 17. Jh. hin. Die ahistorische Gleichzeitigkeit der “archäologischen” Bilder erinnert jedoch auch an jene Kuriositätenkabinette, in denen die Reichen des 16. und 17. Jh. Schätze und Tand aus der ganzen damals bekannten Welt anhäuften. Als Vorläufer unserer heutigen Museen verwiesen diese auf die zunehmende Erforschung der Erde durch den zivilisierten Menschen.

Die Erkenntnisse solchen Forschens werden durch Bücher vermittelt. Überfordert die Überlieferung den Künstler? “Gran Bibliotheca” und “L’Amour Fou” aus dem Jahre 1984 scheinen es zu belegen. Seine Lage als Künstler thematisiert Barceló in Bildern aus den Jahren 1985/86, jedoch nicht mit der Selbstironie etwa eines Rob…

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