59. Biennale Venedig Gespräche
Loukia Alavanou
Auf der Suche nach ewigem Frieden
Heinz-Norbert Jocks: Worum geht es in deinem Film „Oedipus in Search of Colonus“?
Loukia Alavanou: Ich kann versuchen, es zu erklären, aber ich glaube nicht, dass sich dieser Film durch Worte ersetzen lässt. Statt eine didaktische Botschaft vermittelt er eine Erfahrung, die man erleben muss. Der 17 minütige VR-Film, gedreht in einem Roma-Ghetto außerhalb von Athen, beruht auf Sophokles letztem Drama „Ödipus auf Kolonos“, welches im Gegensatz zu „Ödipus Rex“ in der heutigen Zeit nicht sehr populär ist und im Theater wohl deshalb nicht gespielt wird, weil es von tabuisierten Themen wie Tod, politischem Exil und der Suche nach jemandem handelt, der sein Schicksal akzeptiert. Bis in die 1950er Jahre hinein gab es in Griechenland die Tradition der Wandertheater, deren Kunst als niedere galt, mit Schauspielern, die nicht berühmt waren. Sie zogen in die Dörfer auf dem Balkan, führten dieses Stück auf und benutzten Requisiten, die sie vor Ort fanden, alles war sehr improvisiert. Das Drama erzählt die Geschichte des blinden und gedemütigten Ödipus, einem alten Mann, der sich ins Exil begibt und sich auf die Suche nach einem Ort macht, wo er seinen Frieden finden, sterben und begraben werden kann. Das deckt sich mit dem Schicksal der Roma.
Wie hast du den Drehort entdeckt?
Es war ein magischer Zufall. Ich kam durch diesen Ort namens Thiva außerhalb von Athen, einem der schlimmsten Ghettos in Griechenland. Traf die Menschen, die dort leben, las ihre Geschichte und spürte, dass ich…