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Ausstellungen: Pulheim · von Ann-Katrin Günzel · S. 316 - 317
Ausstellungen: Pulheim , 2008

Ann-Katrin Günzel
Maurizio Cattelan

„Ecclesia und Synagoge“
Synagoge Stommeln, Alte Kirche St. Martin, 1.6. – 10.8.2008

Ein knopfäugiger Stoffhund liegt zurückgelassen auf leeren Bahnschienen; verloren gegangen auf dem Weg ins Ungewisse. Dieses sehr symbolische Motiv erscheint auf dem Plakat zur Ausstellung von Maurizio Cattelan, der eingeladen wurde, das diesjährige Projekt Synagoge Stommeln im Nordwesten Kölns zu bestreiten. Die ehemalige Synagoge aus dem Jahr 1882 hat als eine der wenigen die sog. Reichskristallnacht überdauert und wird seit 1991 als Wirkungsstätte für international anerkannte Künstler benutzt, welche dort auf Einladung der Stadt Pulheim ortsspezifische Installationen errichten.

Der italienische Künstler Maurizio Cattelan (geb. 1960 in Padua) arbeitet vorwiegend mit spektakulären Überraschungsmomenten, die bewusst mit gesellschaftsmoralisch festgesetzten Grenzen und daraus resultierend nicht selten mit der Betroffenheit des Betrachters spielen. Provokation, Respektlosigkeit, Ironie und Humor sind Schlagworte, die sein oft aus lebensnahen Wachsfiguren bestehendes Werk charakterisieren.

In Stommeln bespielt er sowohl die ehemalige Synagoge als auch die alte Kirche St. Martin einige Strassen weiter, wobei die Orte – als Ecclesia und Synagoge in der christlichen Ikonographie jahrhundertelang antagonistisch betrachtet – in der lokalen Tradition eine Verknüpfung erfahren, da die alljährliche Osterprozession von der Synagoge ausgehend zur Kirche St. Martin führt. Dort wird das Osterfeuer angezündet. Inhaltlich führt Cattelan die Orte durch die Erforschung von Geschichte und Religion sowie durch das Aufgreifen von beiden wesenhaft zur Seite gestellten Themen, wie Leben und Tod, zusammen. Um zum zweiten Teil der Ausstellung zu gelangen, muss man zudem die Bahngleise überqueren, welche unmittelbar an Cattelans Plakat und die Deportationen denken lassen. Die…



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von Ann-Katrin Günzel

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