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Ausstellungen: Ludwigshafen · von Ellen Wagner · S. 322 - 324
Ausstellungen: Ludwigshafen ,

Ludwigshafen
Mein Körper, ein Korallenriff?

Rudolf-Scharpf-Galerie 28.01.– 07.05.2023
von Ellen Wagner

Blut, Schweiß und Tränen werden oft beschworen, wenn leidenschaftlich, nicht selten ideologisch aufgeladener Einsatz für das „große Ganze“ erbracht wird oder werden soll. Winston Churchill zitierte die drei Körperflüssigkeiten 1940 während des Zweiten Weltkriegs in einer Rede zur Unumgänglichkeit von Leid und Entbehrung für den Sieg der Alliierten. Die Künstlerin Saša Spačal dagegen bringt in Myco Mythologies: Patterning (2021 / 23) ihr Blut, ihren Schweiß und ihre Tränen zu einem Wachstum, dessen Ziele noch undefiniert sind. In Petrischalen reagieren sie mit Sporen des Hericium erinaceus – einem Pilz, dem gedächtnisfördernde Wirkung nachgesagt wird. Eine vierte Schale steht im Luftaustausch mit allen übrigen Kulturen. Unter Beobachtung der Mikroskop-Kamera wächst hier heran, was wir noch nicht kartieren, kontextualisieren können. Die poetisch aufgeladenen Substanzen stehen für Gefühle auf der ganzen Skala des Individuellen bis zum Kollektiven: Trauer, Wut und Freude, Angst und Anstrengung, Hingabe, Stolz, Verletzungen. Wichtiger als konkrete Körperflüssigkeiten aber ist das spekulative Etwas, das aus ihrer Symbiose mit dem Pilz entstehen könnte. Ihm als unbekanntem Zukünftigen werden die Körper-Einsätze erbracht, im Versprechen einer geteilten Geschichte, die nicht vergessen werden soll.

Die Sorge um ein Miteinander steht im Fokus der von Julia Katharina Thiemann kuratierten Schau. Informiert und inspiriert durch die Endosymbionten-Theorie der Biologin Lynn Margulis, nach der unsere Zellen durch die Symbiose von Vorläuferorganismen mit Bakterien entstanden, beschäftigt sich diese mit dem Menschen als „Holobionten“. Unser Mikrobiom – die Gesamtheit der Bakterien, Viren und Pilze, die unsere menschlichen Körper beleben – ist überlebenswichtiger…

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