nächster
Artikel
Nachrichtenforum · von Jürgen Raap · S. 14 - 41
Nachrichtenforum ,

Nachrichten

MUSEEN

Das DEUTSCHE FOTOINSTITUT soll nach dem Willen der Bundesregierung das „nationale fotografische Kulturerbe“ bewahren. Für einen STANDORT IN DÜS-SELDORF hatte NRW-Ministerpräsident Armin Lachet (CDU) schon seit einiger Zeit geworben, und jetzt bekam die Landeshauptstadt auch den Zuschlag für solch ein zentrales Archiv für Fotokunst: am Ehrenhof, in mittelbarer Nähe zur Tonhalle, zum Museum Kunstpalast und anderen Museen dort, wird demnächst ein solches Institut eingerichtet. Der Bund fördert das Projekt aus seinem Haushalt für 2020 mit 41,5 Mill. Euro; das Land NRW und die Stadt Düsseldorf steuern weitere 40 Mill. Euro bei. Der Standort Düsseldorf ist stimmig: hier haben an der örtlichen Kunstakademie Bernd und Hilla Becher die „Düsseldorfer Fotoschule“ begründet, aus der Fotokünstler wie Candida Höfer, Thomas Ruff oder Andreas Gursky hervor gingen. Das NRW-Forum hat schon seit längerem seinen Schwerpunkt unter anderem auf Fotografie, Film- und Videokunst gelegt.

Seit 1996 ist die SAMMLUNG MARX IN BERLIN im Hamburger Bahnhof untergebracht. Vereinbart ist der Bau eines MUSE-UMS DER MODERNE AM KULTUR-FORUM in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platzes, das dann im Wesentlichen die Sammlungen Marx, Marzona und Pietsch beherbergen soll. Bis Ende dieses Jahres musste dort unbedingt der erste Spatenstich erfolgt sein, denn der Vertrag mit Erich Marx enthält nach Medienberichten eine Klausel, wonach dieser seine Werke wieder abziehen kann, wenn sich der Baubeginn über den Jahreswechsel hinaus verzögert. So begannen die Bauarbeiten daher am 3. Dezember 2019. Die Eröffnung ist für 2026 angekündigt, doch wie so oft bei öffentlichen Bauvorhaben schießen auch hier die Kosten in die Höhe: ursprünglich waren 130 Mill. Euro einkalkuliert; der Bund bewilligte bereits 200 Mill. Euro. Doch Kulturstaatsministerin Monika Grütters musste vor dem Haushaltsausschuss des Bundestags einräumen, dass nun die Baukosten mit 364,2 Mill. beziffert werden, sie könnten bis zum Richtfest noch um weitere 52,2 Mill ansteigen, und wenn man dann noch 33,8 Mill. an Risikokosten einrechnet, summiert sich der Bauetat auf 450,2 Mill Euro, bevor auch nur ein einziges Bild in dem Gebäude hängt. Im Berliner Volksmund wird die geplante Bauform nach Entwürfen von Herzog & de Meuron schon als „Scheune“ bezeichnet, und da in unmittelbarer Nähe die Neue Nationalgalerie renoviert wird und demnächst auch die Sanierung der maroden Staatsbibliothek ansteht, habe sich bei der Berliner Bevölkerung ohnehin ein „Baustellenüberdruss“ eingestellt, konstatierte der „Tagesspiegel“.

Ein Zusammenschluss von Kunstinstitutionen in den Vereinigten Staaten präsentiert eine landesweite bundesweite Staffel von Programmen mit feministischen Gedanken und Praktiken. Die FEMINIST ART COALITION (FAC) besteht aus mehr als drei Dutzend Kunstmuseen und Kulturorganisationen, die eine Reihe von Ausstellungen, Performances, Vorträgen, Symposien und neuen Aufträgen organisieren, die zeitlich auf die nächsten Präsidentschaftswahlen abgestimmt sind. Sie wollen damit „in einem kritischen Moment in der Geschichte der USA ein öffentliches Bewusstsein für feministische Themen“ schaffen und „das bürgerschaftliche Engagement“ katalysieren.

www.feministartcoalition.org

Die STIFTUNG BAUHAUS DESSAU, DAS BAUHAUS-ARCHIV/MUSEUM FÜR GESTALTUNG BERLIN UND DIE KLAS-SIK STIFTUNG WEIMAR sind „die sammlungsführenden Institutionen in Bezug auf Bauhausobjekte in Deutschland.“ An lässlich des 100. Gründungs jubiläums der Bauhaus-Bewegung erhalten die drei Institutionen neue Bauhausmuseen: Dessau und Weimar eröffneten 2019, Berlin wird 2023 eröffnen. Über die Sammlungspolitik der „weltweit Bauhaus sammelnden öffentlichen und privaten Institutionen“ fand Anfang Dezember 2019 in Dessau eine Konferenz „Bauhaus sammeln“ statt. In fünf Panels ging es um die Themen „Provenienzen, Methoden und Nachbarschaften.“

2020 feiert das NEW YORKER METRO-POLITAN MUSEUM OF ART sein 150jähriges Bestehen. Als eigentlicher Jubiläumstag gilt der 13. April, da es am 13. April 1870 gegründet wurde, aber dann erst 1872 seinen Betrieb aufnahm. Die Jubiläumsfeiern verteilen sich allerdings über das gesamte Jahr. Das Hauptgebäude befindet sich seit 1880 in Manhattan in der Nähe des Central Parks. 1939 kam eine Filiale für kirchliche und Mittelalterliche Kunst in Washington Heights hinzu und 2016 als dritter Standort das Met Breuer im ehemaligen Whitney Museum als Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst. Seit August 2018 ist Max Hollein Direktor des „Met“, der sich darüber freuen kann, das sein Museum zum Jubiläum einige wichtige Werke geschenkt bekam, darunter ein Bild von Picasso aus dem Jahre 1908.

Die SAMMLER PETER UND EVA-MARIA BÜNTE haben eine FRITZ-ASCHER-STIFTUNG gegründet, die im Berliner Stadtmuseum angesiedelt ist. Sie will das Werk des Berliner Expressionisten Fritz Ascher (1893 – 1970) stärker in den öffentlichen Fokus rücken und verfolgte Künstler der Berliner Moderne würdigen. Ascher, der aus einer jüdischen Familie stammte und bei Max Liebermann studierte, wurde schon 1933 von den Nazis als „verdächtig“ und „entarteter Künstler“ eingestuft. Er verbrachte die Jahre von 1938 / 39 in „Schutzhaft“ im KZ Sachsenhausen und im Polizeigefängnis Potsdam. Bei seiner Entlassung wurde ihm Malverbot auferlegt. Um 1942 einer drohenden Deportation zu entgehen, tauchte er bei einer Freundin seiner Mutter unter, überlebte so die NS-Verfolgung und hatte dann in den früheren 1950er Jahren noch einmal eine höchst intensive künstlerische Arbeitsphase. Seit 2018 erinnert ein Stolperstein vor seiner Wohnadresse bis 1938 an sein Schicksal.

Bis Anfang 2020 führt das JÜDISCHE MUSEUM BERLIN die Reihe „insideout@thisplace“ mit Künstlergesprächen durch. Sie sind Begleitprogramm zur Fotoausstellung „This Place“ mit mehr als 200 Werken von zwölf Fotokünstlern, „die sich der Komplexität Israels und des Westjordanlandes künstlerisch über Themen wie Identität, Familie, Heimat, Konflikt und Topographie nähern.“

Das SIGMUND-FREUD-MUSEUM in Wiens Berggasse 19 wird 2020 in neuem Erscheinungsbild wiedereröffnet. Neben der Fassadenrenovierung nimmt man dort auch einen Rückbau vor, um den Zustand um 1900 wiederherzustellen. Die Museumsfläche selbst wird von 280 qm auf 400 qm erweitert. Erstmals zugänglich sind dann auch die ehemaligen Wohnräume von Familie Freud. Im Wartezimmer ist die Originalmöblierung erhalten; die legendäre Couch im Behandlungszimmer fehlt aber weiterhin sie befindet sich im Sigmund Freud Museum in London: „Das Fehlen dieses zur Ikone gewordenen Möbelstücks kennzeichnet das Museum als ,entkernten Erinnerungsort‘ und versinnbildlicht gleichzeitig die Ursachen für die dem Museum wie auch der Stadt Wien und dem Land Österreich inhärente Leerstelle: Freuds Flucht vor dem Holocaust steht pars pro toto für Millionen Geflüchteter und Ermordeter.“

Die Erweiterung des KUNSTHAUS ZÜRICH wird im Winter 2020 vollendet. Die Betriebsaufnahme des dann größten Kunstmuseums der Schweiz erfolgt dann in Etappen im Jahr 2021. Ein Testbetrieb im Frühjahr 2021 dient vor allem der Justierung der Klimaverhältnisse in den Räumen. Die Öffentlichkeit kann dann aber schon einzelne Sammlungsteile besichtigen, bis dann Ende 2021 der Vollbetrieb erreicht wird. Die Bauzeit wird dann fünf Jahre gedauert haben.

Die Ausstellung „Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang“ war von Dezember 2018 bis März 2019 in der KUNSTHALLE IM LIPSIUS-BAU IN DRESDEN zu sehen. In adaptierter Form wird sie nun vom 10.11.2019 bis zum 5.4.2020 im Wende Museum in Culver City, Los Angeles County, gezeigt. Dieses Museum hat sich auf die Sammlung von Relikten untergegangener Ostblockstaaten aus der Ära des Kalten Krieges spezialisiert. Die Kooperation ist Teil und Abschluss der Initiative „Deutschlandjahr USA 2018 / 2019 – Wunderbar Together“.

In mehr als 60 Jahren hat die Galeristin und Sammlerin CHARLOTTE ZANDER (1930 – 2014) Meisterwerke der Naive und Art Brut zusammengetragen; ihre Sammlung gilt als die größte und einer der wichtigsten in dieser Richtung. Seit 1996 war die Sammlung in den 43 Sälen von SCHLOSS BÖNNIGHEIM untergebracht. Jetzt verlässt Susanne Zander, Tochter der Gründerin, nach einer letzten Ausstellung im April 2020 das Schloss, um mit der Sammlung „neue Wege zu gehen“. Das Konvolut von 4.500 Exponaten wird neu aufgeteilt und soll dann in stärkerem Maße der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

KULTURPOLITIK

„EIN MALER WIRD ZUM DETEKTIV“ titelte tagesschau.de über MARKUS LÜPERTZ, der im Novmeber 2019 in China nach 152 seiner Werke fahndete, die verschwunden sind und offensichtlich an einem zunächst geheimen Ort aufbewahrt werden, ebenso wie weitere 90 Bilder von Anselm Kiefer und 103 Arbeiten der Fotokünstlerin Renate Graf. Lüpertz sorgt sich um sein künstlerisches Lebenswerk, da diese frühen Bilder bei unsachgemäßer Lagerung Schaden erleiden könnten. Obwohl die Eigentümerin der Bilder, die Sammlerin Maria Chen-Tu, schon im Juli 2019 Strafantrag wegen Betrugs stellte, erklären die chinesischen Behörden, ihnen seien die Hände gebunden, denn es läge keine Straftat vor, schließlich habe die Sammlerin die Werke freiwillig an den Geschäftsmann Ma Yue verliehen, konkret an seine Hamburger Kunstfirma Bell Art GmbH, damit Yue damit Ausstellungen in China organisiere. Das tat Ma Yue auch, allerdings zum Verdruss von Anselm Kiefer, der sich 2016 darüber beschwerte, dass ihm bei der Ausstellung im CAFA-Museum kein Mitspracherecht eingeräumt wurde. Die Bell Art GmbH ist inzwischen pleite und liquidiert. „Nach Meinung von Sammlerin Chen-Tu und Künstler Lüpertz ist Geschäftspartner Yue das schwarze Schaf. Er habe die Prämien für Versicherungen nicht bezahlt, er behalte die Kunstwerke ein und verschweige Details zur aktuellen Lagerung“, heißt es in dem Medienbericht. Dem widerspricht Ma Yue: er habe einen Leihvertrag mit zehn Jahren Laufzeit abgeschlossen und „das Recht, die Kunstwerke auszustellen, zu präsentieren und den Verkauf dieser Arbeiten anzubieten.“ Allerdings existiert darüber kein schriftlicher Leihvertrag. Ma Yue erklärte inzwischen, die Werke befänden sich in Shanghai, Shenzhen und Hongkong. tagesschau.de fasst die Situation mit den Worten zusammen: „Der ganze Fall ist absurd: verschwundene Kunstwerke im Wert von rund 300 Millionen Euro, dazu rätselhafte Protagonisten und eine Mischung aus Naivität, krimineller Energie und sich widersprechenden Aussagen. Ein Krimi aus der Kunstszene …“

Der FACHVERBAND KULTURMA-NAGEMENT führt vom 23. bis zum 25. Januar 2020 eine Tagung durch. Thema: „KULTURMANAGEMENT ZWISCHEN MATERIALITÄT UND DIGITALISIERUNG. Sinnlich-Materielles, Big Data und multiple entanglements als Herausforderung für das Kulturmanagement“. „Das Digitale gestaltet unsere Beziehungen und Arbeitspraktiken neu und anders. Es dringt aber nicht nur in unseren Arbeitsalltag ein, sondern erobert auch zunehmend die Sphäre künstlerischer Praktiken, der Gestaltung kultureller Angebote und der empirischen Management- und Publikumsforschung. Indem das Digitale als Kunstschaffendes oder Ko-Kunstschaffendes vermehrt in Erscheinung tritt, konfrontiert es uns bzw. unser Kunst- und Kulturverständnis zudem mit sehr grundsätzlichen philosophischen Fragen nach dem Wesen des Menschseins. „Die Tagung möchte diese Entwicklungen hinsichtlich ihrer Folgen für das Kulturmanagement verschiedentlich befragen.“ www.fachverband-kulturmanagement.org

„KULTUR FÜR ALLE“ – das war ein Slogan, den der Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann (1925 – 2018) bereits 1949 proklamierte und dann in den 1970er Jahren als Frankfurter Kulturstadtrat auch praktisch umsetzte. Damals machte sich in der Aufbruchstimmung der 1970er Jahre die SPD diesen Slogan zu eigen – es sollten mehr als bisher auch Arbeiter dazu animiert werden, Museen und Theater zu besuchen, die damals noch als rein bildungsbürgerliche Institutionen galten. Jetzt greift der Berliner KULTURSENA-TOR KLAUS LEDERER (Die Linke) dieses Prinzip der Öffnung gegenüber breiteren Besucherschichten auf: denn auch er will nun Vermittlungsangebote etablieren, „insbesondere für Familien mit Kindern oder diejenigen Schichten der Stadt, die sonst in den Museen zu selten zu sehen sind“. Ab 2020 werden daher in Berlin an städtischen Museen und Gedenkstätten neun neue Stellen eingerichtet, die speziell auf diese Aufgabe zugeschnitten sind.

JAN JAMBON, flämischer Ministerpräsident und in Personalunion auch Kulturminister im niederländisch-sprachigen Teil von Belgien, hat drastische EINSPARUN-GEN IM BEREICH KUNST UND KULTUR angekündigt. Wie die deutschsprachige Zeitung „Grenzecho“ aus Eupen meldet, soll es künftig „sechs Prozent weniger Geld für laufende Betriebsmittel“ und „sechzig Prozent (rund 5 Mill. Euro) weniger für die Förderung von Projekten“ geben. „Eine Regierung, die auf diese Weise spart, greift in die Qualität unserer Kunst und die Zukunft des Sektors ein“, beschwert der OKO-Dachverband des Kunstsektors. Aus Protest gegen Jambons Politik und „aus Solidarität mit den Künstlern und Machern“ blieb das S.M.A.K. – STEDELI-JK MUSEUM VOOR ACTUELE KUNST IN GENT kürzlich demonstrativ einen Tag lang für die Besucher geschlossen.

Manchmal sind Infrastrukturen marode, weil die öffentliche Hand sie kaputtgespart hat, manchmal war wirklich nicht genug Geld da. Manchmal kann nicht gebaut oder saniert werden, weil im Baugewerbe und im Handwerk Fachkräfte fehlen: Mit „Fachkräftemangel im Bauwesen“ weist Gero Dimter, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den Vorwurf des Bundesrechnungs hofes zurück, an mehreren der 20 Museen, Sammlungen, Bibliotheken, Instituten und Archiven im Eigentum der Stiftung sei „über viele Jahre hinweg ein erheblicher BAUUNTERHALTSSTAU entstanden“, der mittlerweile ein Volumen von mehr als 50 Mill. Euro umfasse. Daher bemängelt der Bundesrechnungshof einen „unzureichenden Werterhalt“: in manchen Depots stehen die Exponate auf Paletten, um sie vor Pfützen zu schützen, woanders sind wertvolle Objekte durch Plastikplanen nur notdürftig abgedeckt, durch undichte Fenster pfeift der Wind. Der Bund hat zwar seine Zuschüsse für den Bauunterhalt von von 3,7 Mill. Euro im Jahre 2010 auf 10 Mill. Euro im Jahr 2020 erhöht, doch das reicht nicht aus. In den 1990er Jahren war der Sanierungsbedarf im Ostteil der Stadt dringlicher, mit dem Effekt, dass inzwischen im Westberliner Stadtteil Dahlem beim dortigen Museumskomplex vieles im Argen liegt. In Dahlem geht es aber nicht nur um Bausanierung, sondern auch um ein verändertes Nutzungskonzept nach Inbetriebnahme des Humboldtforums. „Jetzt braucht man die Gebäude“ in Dahlem „für Museumszwecke nicht mehr. Man könnte sie an die Freie Universität oder an private Bildungsträger übergeben“, schlägt die B.Z. vor.

HOCHSCHULEN

Prof. Barbara Dauner-Lieb (Universität Köln), Prof. Martin Bonnet (TH Köln), Prof. Claudius Lazzeroni (Folkwang Universität der Künste, Essen), Prof. Simone Paganini (RWTH Aachen) und Dr. Katrin Bente Karl (Ruhr-Universität Bochum) wurden mit dem LANDESLEHRPREIS DES LANDES NRW bedacht, mit je 50.000 Euro. „Der Landeslehrpreis wird beispielsweise für die Entwicklung und Umsetzung neuartiger Lehrkonzepte, den Einsatz besonderer Prüfungsmethoden oder neue Ansätze in der Beratung und Betreuung von Studierenden vergeben. Das Preisgeld soll für die Weiterentwicklung der Lehre der Preisträgerin bzw. des Preisträgers eingesetzt werden.“

Als Träger des Käthe Kollwitz-Preises und aus Anlass seines bevorstehenden 80. Geburtstags hat 2020 hat TIMM ULRICHS vom 24. Januar bis zum 1. März 2020 eine Ausstellung in der BERLINER AKADEMIE DER KÜNSTE AM HANSEATENWEG. „Fernab der Kunstzentren arbeitet Timm Ulrichs als selbsternannter ‚Total-Künstler‘ unermüdlich in den unterschiedlichsten Genres … Ulrichs ist Künstler, ehemaliger Hochschullehrer und kritischer Beobachter der Szene, der eine unangepasste Existenz jenseits von Mainstream und Kunstmarkt geführt hat.

MIKE BOUCHET, Frankfurter Künstler, hat zum aktuellen Wintersemester eine Professur für Bildhauerei an der HFG OFFENBACH angetreten. Bevor er nach Frankfurt zog, war er in Los Angeles und New York künstlerisch tätig. 2014 war er Gastprofessor an der Kunstakademie Stuttgart und 2015 am Königlichen Kunstinstitut in Stockholm. In Frankfurt vertritt ihn die Galerie Parisa Kind.

Nach 35 Jahren, davon fast 15 als Präsident an der UNIVERSITÄT DER KÜNSTE BERLIN, verabschiedete sich Prof. MAR-TIN RENNERT aus diesem Amt. Im April 2019 wurde Martin Rennert in den Verwaltungsrat der ARD gewählt. Darüber hinaus ist er seit 2006 stellvertretender Vorsitzender der Berliner Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Universitäten und Hochschulen (LKRP). Die Präsidentschaft von Prof. Martin Rennert dort endet am 9. Januar 2020.

KOENRAAD DEDOBBELEER trat zum laufenden Wintersemester eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf an. Der aus Brüssel stammende Künstler (*1975) setzt sich neben seinen Objekten und Installationen auch mit Fotografie auseinander. Seine aktuelle Ausstellung „Sache: Gallery of Material Culture“ ist im Kunstverein Hannover vom 30. November 2019 bis zum 26. Januar 2020 zu sehen.

Die HBK SAAR IN SAARBRÜCKEN lädt für den 31. Januar 2020 zu ihrem Rundgang ein. Programmpunkt der Veranstaltung ist außerdem die Verleihung des Peter und Luise Hager-Preises, der „studentische Arbeiten und Positionen“ auszeichnet, „die qualitativ hochwertig die sinnliche Erfahrbarkeit und Vermittlung von technischen, sozialen sowie kulturellen Prozessen thematisieren.“ Für den aktuellen Wettbewerb lautete das Thema „Glaube“.

Am 5. Februar 2020 wäre GERHARD HOEHME 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass richtet ihm die AKADE-MIE-GALERIE DER KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF eine Retrospektive (6.2.– 26.4.2020) ein. Hoehme studierte von 1951 bis 1953 an der Düsseldorfer Akademie und war dort auch von 1965 bis 1984 Professor für Freie Malerei. In seiner Studienzeit orientierte er sich künstlerisch am französischen Tachismus; unterhielt auch enge Kontakte zu den Vertretern des Pariser Informel. 1959 nahm er an der Kasseler Documenta teil. Zu seinen Schülern gehörte u.a. Sigmar Polke.

BIENNALEN

BAMAKO ENCOUNTERS (30.11.2019 – 31.1.2020) ist eine Foto-Biennale und als solche die einzige Veranstaltung dieser Art auf dem afrikanischen Kontinent. Die Initiatoren feiern in diesem Jahr das 25jährige Jubiläum ihrer Veranstaltung. Das jetzige Motto lautet: „STREAMS OF CONSCIOUSNESS“ (Bewusstseinsströme). Künstlerischer Direktor ist Bonaventure SOH BEJENG NDIKUNG. Ihm steht ein kuratorisches Team mit Aziza Harmel, Astrid Sokona Lepoultier und Kwasi Ohene-Ayeh zur Seite, außerdem als künstlerische Berater Akinbode Akinbiyi, Seydou Camara und der Scenograph Cheick Diallo. Inhaltlich geht’s um Bewusstseinsströme als Werkzeuge, „die den afrikanischen Kontinent mit seinen verschiedenen Diasporen verbinden, aber auch Kulturen und Erkenntnistheorien vermitteln.“ „Afrika“ sei „schließlich längst kein Konzept mehr, das auf den geografischen Raum namens Afrika beschränkt ist“, sondern es ist ein „planetarisches Konzept“, das „sich auf Menschen afrikanischer Herkunft“ auf der ganzen Welt in Asien, Ozeanien, Europa, Amerika und dem afrikanischen Kontinent selbst bezieht.

2018 skizzierte OKWUI ENWEZOR (1963 – 2019) erste schriftliche Pläne für die 15. SHARJAH BIENANLE, die im März 2021 ausgerichtet wird. Mit dem Titel „Historisches Denken in der Gegenwart“ sah er diese Biennale als eine Plattform zur Auseiandersetzung mit „der Störkraft des künstlerischen Monolingualismus …, aber auch als Horizont für die Möglichkeit, einen anderen theoretischen Raum für das Denken zu konzipieren“. Die Sharjah Foundation beschloss, dass nach Enwezors Tod nun ein kuratorisches Team diese Ideen umsetzen soll. Offiziell ist Enwezor auch posthum noch Kurator. Co-Kuratorin ist die Direktorin der Sharjah Art Foundation HOOR AL QASIMI, der eine Arbeitsgruppe mit Enwezors langjährigen Mitarbeitern zur Seite steht: Tarek Abou El Fetouh, Ute Meta Bauer sowie Chika Okeke-Agulu. Außerdem wurde noch ein Beratungsausschuss berufen, der sich aus dem Architekten Sir David Adjaye, dem Künstler John Akomfrah und der Direktorin von Ashkal Alwan, Christine Tohme, zusammensetzt.

Das CAFA ART MUSEUM (CAFAM) richtet vom 18. Januar bis 29. März 2020 in Peking die CAFAM Techne Triennale aus. Mit über 120 Werken von mehr als 130 Künstlern und Kollektiven aus 28 Ländern besteht die Triennale aus zwei Teilen, nämlich einer großen Ausstellung mit den Titeln „Topologien des Realen“ und „Kunst in Bewegung“: der Schwerpunkt liegt auf Kunst mit und durch Medien, wobei hier vor allem das ZKM KARLSRUHE federführend ist. Hauptkurator der Ausstellung ist ZHANG GA, beratender Kurator des CAFAM und Direktor des CAFA-Zentrums für Kunst und Technologie. Zusammen mit PETER WEIBEL UND SIEGFRIED ZIELINSKI ist er Co-Kurator der Ausstellung „Art in Motion“ des ZKM.

SYLVIE BURGAT hat 20 Jahre lang die Entwicklung der Biennale de Lyon wesentlich mitgeprägt und zieht sich nun am 31. Dezember 2019 vom Posten des Chief Executive zurück. Daher bekommt die Biennale ab dem 1. Januar 2020 ein neues Organisationsteam unter dem Vorsitz von FRANÇOIS BORDRY. ISABELLE BERTO-LOTTI UND DOMINIQUE HERVIEU sind gemeinsame künstlerische Leiter, YVES ROBERT wird zum Executive Director ernannt. Er war zuletzt von 2014 bis 2019 Direktor des Centre National des Arts Plastiques in Paris.

Die SINGAPORE BIENNALE (22.11.2019 – 22.3.2020) erstreckt sich über mehrere Orte und steht unter dem Motto „Jeder Schritt in die richtige Richtung“. Damit sind künstlerische Themen gemeint, die „unsere menschlichen Verhältnisse“ reflektieren und somit uns alle angehen, und da Kunst zur Bewusstseinsschärfung beizutragen vermag, hat sie auch für das Streben nach Veränderung eine Katalysatorfunktion. Die Veranstaltung konzentriert sich auf die „Dynamik künstlerischer Praktiken“ in Singapur und in der Region, dies aber im globalen Kontext. Kuratorengespräche, Schulbesuche und Workshops ergänzen das viermonatige Ausstellungsprogramm.

Von Juni bis Oktober 2021 findet in Moss (Norwegen) die BIENNALE MOMENTUM 11 statt, und zwar „mit der unverwechselbaren Landschaft von Jeløya als Hauptschauplatz“ und anderen Veranstaltungsorten in der Stadt selbst. „Der Zeitrahmen von Momentum 11 ist in drei Teile unterteilt, die im März, Juni und September eröffnet werden.“ Die Ausschreibung gilt für ein kuratorisches Team von zwei bis drei Personen. Die Arbeitszeit umfasst den Zeitraum von von März 2020 bis Oktober 2021 zur Durchführung der Biennale gemeinsam mit dem Projektleiter. Die Bewerbungsunterlagen sollten zwei Referenzen, Skizzierung des kuratorischen Themas und drei bis vier Künstlervorschläge enthalten. Deadline ist der 1. Januar 2020. Einsendungen eines PDF-Portfolios mit max 8 MB an: http://se@punkto.no.

Mit dem Gründungsdatum 1963 ist die BIO-BIENNALE in der slowenischen Hauptstadt LJUBLJANA eine der ältesten Design-Biennalen in Europa. Die jetzige Ausgabe läuft noch bis zum 9. Februar 2020 und wird vom Museum für Architektur und Design (MAO) organisiert. Aus der langen Geschichte dieser seit 56 Jahren ausgerichteten Veranstaltung ist ersichtlich, wie sich der Design-Begriff verändert hat: einerseits emanzipierte sich das Design aus dem Dunstkreis von Kunsthandwerk und angewandter Kunst und sieht sich heute längst auf Augenhöhe mit der „freien“ akademischen Kunst, speziell der Bildhauerei – die Übergänge sind fließend. Andererseits spielen die Diskussionen über eine Kompatibilität mit der Industrialisierung, d. h. über Anpassung an Industrienormen, heute keine Rolle mehr – Industriedesign und Produktdesign durchdrängt längst alle Bereiche des Alltags. Heute versteht sich diese Biennale aber auch als eine Veranstaltung, in der Designer-Teams zeigen können, wie sie „Alternativen zu etablierten Systemen entwickeln. BIO fungiert als Testgelände, auf dem Design als Instrument eingesetzt wird, um unser tägliches Leben zu hinterfragen und zu verbessern. Dabei handelt es sich um verschiedene und multidisziplinäre Designansätze, die Systeme, Produktion, Dienstleistungen, wissenschaftliche Forschung, humanistische Fragen und unerwartete Bedingungen für die Produktion unseres Lebensraums berühren …“

MESSEN

Vom 26.2. bis zum 1.3.2020 lockt die ARCO MADRID wieder Sammler und andere Kunstinteressierte in die IFEMA-Hallen. Carlos Urroz, „der die Messe durch die harten Jahre der Finanz- und Wirtschaftskrise gesteuert, sie nach Portugal exportiert und zum Anziehungspunkt für nationale und internationale Sammler gemacht hat“ (FAZ), übergab die Leitung an die neue künstlerische Direktorin Maribel López. Sie führte schon 2011 auf der ARCO den Sektor „Opening“ ein für junge Galerien, die noch keine sieben Jahre existieren und betreute den Sektor „Dialogos“ mit jeweils zwei Künstlern, leitete im vergangenen Jahr die Messe zusammen mit Urroz und ist nun allein verantwortlich. „Opening“ wird jetzt von Tiago de Abreu Pinto und Övül ö. Durmusoglu geleitet und der Dialoge-Sektor von Agustín Pérez-Rubio und Lucia Sanromán. Alejandro Cesarco und Manuel Segade sind in diesem Jahr für einen Sektor verantwortlich, in dem das Werk von Félix González-Torres (1957 – 1996) mit seinen minimalistischen Skulpturen und Installationen und deren Einfluss auf heutige künstlerische Praktiken im Mittelpunkt steht.

Die ART INNSBRUCK (17.–20.1.2020) umfasst ein Teilnehmerfeld von etwa 90 Galerien mit Gemälden und Arbeiten auf Papier noch Auflagenobjekte, Originalgraphiken, Skulpturen, Objekte / Installationen, Künstlerbücher, Fotografien und Neuen Medien. Zu den Traditionen dieser Messe gehört seit 2007 eine audiovisuelle Performance, die der Komponist und Musiker Norbert Zehm bereits seit zwölf Jahren eigens für den Eröffnungsabend konzipiert.“ Auch in diesem Jahr ist mit etwa 20.000 Besuchern zu rechnen.

Die LONDON ART FAIR (22.–26.1.2020) bietet einen Überblick über moderne und zeitgenössische Kunst „in Museumsqualität“, darunter auch Drucke und Editionen. Vorträge, Führungen, Filmprogramme sowie kuratierte Projekte ergänzen und vertiefen das Programm. Zu den Sektoren Sonderschauen gehören auch die Abteilung „Photo 50“ mit Fotografie sowie „Art Projects“ mit Installationen sowie Einzelund Gruppenausstellungen. Ein Teil dieses Sektors ist für „Dialogues“ mit Präsentationen von Gastkuratoren reserviert. Des Weiteren listet das Programm einen Screening Room mit Film- und Medienprojekten auf sowie einen Sektor „Platform“, der jedes Jahr einem speziellen Thema gewidmet ist.

Pier 35, 1454 The Embarcadero (Landungsbrücke), San Francisco lautet die Veranstaltungsadresse der UNTITLED SAN FRANCISCO (17.–19. Januar 2020). Im vergangenen Jahr führte man eine neue Sektion „Bücher und Editionen“ für Künstlerbücher, Auflagengrafik und Multi-ple-Objekte ein, auch Non-Profit-Institute haben in diesem Bereich ein Forum. Insgesamt nehmen etwa 60 Aussteller an der Messe teil.

Die ART PALM BEACH wird vom 30.1. bis zum 2.2.2020 als Messe für moderne und zeitgenössische Kunst des 20. / 21. Jh. abgehalten. Austragungsort ist das Palm Beach County Convention Center am Okeechobee Boulevard, organisiert von Next Level Fairs. Einer der Schwerpunkte liegt auf Video, Performance, Installationen und neue Technologien. Mit dem Gründungsdatum 1997 ergänzt diese Messe in der Wintersaison von Florida die Messewoche im Dezember in Miami Beach. ( https://nextlevelfairs.com/artpalmbeach).

Im vergangenen Jahr konnte die ART ROT-TERDAM (6.–9.2.2020) ihr 20jähriges Jubiläum feiern; und zu diesem Datum hatte sie die Teilnehmerzahl reduzieren müssen: das zusätzlich installierte Zelt, das 2018 zusammen mit der Halle in der Van Nelle Fabriek Platz für 130 Aussteller bot, erwies sich als zu teuer und zu unpraktikabel, so dass 2019 nur 90 Galerien die Kojen bezogen. Mit 28.000 Besuchern wie im letzten Jahr rechnen die Organisatoren auch jetzt. Aufgeteilt ist die Messe in eine „Main Section“ mit etablierten Galerien und einem eher kommerziell ausgerichteten Programm, und einer „New Art Section“ für Arbeiten von Künstlern bis 35 Jahren. In diesem Nachwuchsbereich, dessen Kunst schwieriger zu verkaufen ist, mussten die Galerien 2018 nur 3.500 Euro an Kojengebühr bezahlen.

Die ART KARLSRUHE (13.–16.2.2020) hat ein Teilnehmerfeld von ca. 200 Galerien, zu denen alljährlich 50.000 Besucher strömen. Über 200 internationale Galerien präsentieren ihr Galerienprogramm sowie zahlreiche One-Artist-Shows, flankiert von einem vielseitigen Rahmenprogramm und den Sonderausstellungen. 20 Skulpturenplätze sorgen für ein Alleinstellungsmerkmal der Veranstaltung.

Die FRIEZE LOS ANGELES (14.–16. Februar 2020) wird vom Wettbewerb um den Deutsche Bank Frieze Los Angeles Film Award begleitet. Damit werden junge, aufstrebende Filmemacher unterstützt. Auf der Messe steht eine Plattform für Vorführungen der Arbeiten von 10 Filmemachern zur Verfügung.

GALERIEN

Kristian Jarmuschek, Karin Schulze-Frieling und Thole Rotermund wurden als Vorstand des BVDG-BUNDESVERBAND DEUTSCHER GALERIEN und Kunsthändler wiedergewählt. Auch ansonsten sei die Mitgliederversammlung „sehr konstruktiv“ verlaufen, dennoch verdüstern sich für den deutschen Kunsthandel die Wolken am Horizont: der BVDG beklagt die „widersinnigen Strafzölle“ der US-Regierung auf den Handel mit Fotografien, Lithografien und Büchern aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich als Reaktion „auf Subventionen des Airbus durch die EU“. Dass Kulturgüter dafür abgestraft werden, „erschließt sich nicht. Auch nicht der Umstand, dass die Strafzölle nur für Deutschland und UK gelten, nicht jedoch für andere EU-Staaten.“ Außerdem will der BVDG Anfang 2020 „in engem Austausch“ mit dem Berliner IFSE-Institut für Strategieentwicklung eine bundesweite Galerienstudie durchführen.

1975 gründete die Künstlerin RUTH BAUMGARTE in Bielefeld eine Galerie, die ihr Sohn Alexander Baumgarte seit 1988 als alleiniger Inhaber weiterführt. 2020 blickt die Galerie somit auf 45 Jahre ihres Bestehens zurück. Zum Programm der Samuelis Baumgarte Galerie gehören u. a. künstlerische Positionen von Lore Bert, Gudrun Kemsa, Marie-Jo Lafontaine. Fernando Botero, Tony Cragg, Jim Dine oder Thomas Kilpper. Die Architektur der 1.000 qm großen Räume erlaubt die Umsetzung unterschiedlicher Ausstellungsformate von der Fotografie bis zu Installationen.

„… die Kosten übersteigen seit Langem jene Einnahmen, die junge Galerien mit zeitgenössischer Kunst generieren“, reportierte der Berliner „Tagesspiegel“ schon im September 2018. Wenn diese nun schließen müssen und keine anderen jüngeren Kunsthändler mehr nachrücken, „fehlt der Stadt bald jene Garde, die wichtig für eine vitale, sich immer wieder verjüngende Kunstszene ist. Noch gibt es zahlreiche Galerien – aber die Verluste sind nicht mehr zu ignorieren.“ Der Sender RBB bilanziert desgleichen: „… von 450 Galerien, die es 2011 in Berlin noch gab, haben rund 100 dicht gemacht.“ Diesen prekären Trend bestätigte jetzt eine Studie, die der LANDESVERBAND BERLINER GALERIEN in Auftrag gegeben hatte. 100 Berliner Galerien nahmen an der Umfrage teil, und das Ergebnis ist ernüchternd: 41 % der lokalen Kunsthändler machen weniger als 100.000 Euro Umsatz im Jahr, und 85 Prozent von ihnen bekunden, sie würden den Galeristenberuf kein zweites Mal ergreifen. „Gefragt nach den drei größten Kostentreibern, nennen 70 % der Befragten die Aufwendungen für die Miete. Die allgemeine Preisentwicklung im Berliner Immobilienmarkt vor Augen, dürfte sich dieses Problem weiter verschärfen – zumal laut der Erhebung derzeit nur 14 % ihre aktuellen Mietkosten als überdurchschnittlich bezeichnen“, so das Fazit der Studie. 64 % empfinden die Kosten für eine Messeteilnahme als die größte finanzielle Belastung, doch auf einen Messeauftritt in Köln, Brüssel, Basel oder London kann kaum einer von ihnen verzichten: zur Vernissage kommen neben den wirklich kunstinteressierten Besuchern auch jede Menge Partygäste, an denen nichts zu verdienen ist, aber an den anderen Tagen herrscht in den Galerieräumen gähnende Leere. 90 Prozent ihres Umsatzes machen manche Galerien daher inzwischen auf den Kunstmessen von Shanghai oder Miami – der Boom der weltweiten Messegründungen und die Zunahme an Biennale-Veranstaltungen lenkt die Besucherströme dann zwangsläufig weg von Berlin und stattdessen nach London oder Abu Dhabi – das ist allerdings für jeden lokalen Kunsthandel ein Problem, auch z. B. für die einstige Kunsthauptstadt Köln, wo die fetten Jahre schon seit zwei Jahrzehnten vorbei sind.

Die Kölner GALERIE KOPPELMANN feiert in diesen Wochen ihr 40jähriges Bestehen. Ingrid Koppelmann gründete die Galerie 1979 in Leverkusen, zog 1982 an den Kölner Friesenplatz um. Radikale Performances von Peter Gilles (1953 – 2017), der vor Publikum Körperabdrücke mit eigenem Blut inszenierte, oder von Gottfried Helnwein sind charakteristisch für diese ersten Jahre. Seit 2008 arbeitet die Galerie, heute geführt von Ingrid Koppelmann und ihrer Tochter Janine Koppelmann, unter dem Namen „Galerie Koppelmann – Kunstwerk Nippes“ und zeigt experimentelle Projekte, Rauminstallationen sowie klassische Ausstellungskonzepte. Die beiden Schwerpunkte liegen in zeitgenössischer bildender Kunst und Fotografie. Auch die Kölner Performance-Szene ist dort gelegentlich zu Gast. Die Jubiläumsausstellung bestreitet bis zum 1. Februar 2020 Manfred Bockelmann unter dem Titel „Yes, we have done it“.

PERSONALIEN

GEORG BASELITZ wurde in die ACADÉ-MIE DES BEAUX-ARTS des Institut de France aufgenommen. Baselitz folgt auf den 2016 verstorbenen polnischen Filmemacher Andrzej Wajda. Als Maler nahm Georg Baselitz 1972, 1977 und 1982 an der Kasseler Documenta und 1980 an der Biennale von Venedig teil. Größere Retrospektiven hatte er 2004 in der Bonner Bundeskunsthalle, 2009 im Museum der Moderne Salzburg, 2010 in Baden-Baden in der Kunsthalle und im Museum Frieder Burda, 2013 im Museum Essl Klosterneuburg / Wien und 2018 in der Fondation Beyeler in Riehen / Basel.

ANDREA FIRMENICH wurde mit einem Festakt in der Düsseldorfer Künstlervereinigung „Malkasten“ als neue GENERAL-SEKRETÄRIN DER KUNSTSTIFTUNG NRW vorgestellt. Firmenich hat in den vergangenen 12 Jahren als Generalsekretärin an zwei private Kulturstiftungen in Bad Homburg und München gewirkt. Zuvor war die Kunsthistorikerin leitend in mehreren Museen tätig. Mit ihrer Stiftungsexpertise führt Andrea Firmenich nun die Kunststiftung NRW, die in diesem Jahr ihr 30jähriges Jubiläum begeht, in die Zukunft.

CHIARA PARISI wurde zur Direktorin des CENTRE POMPIDOU-METZ berufen. Ihr Fünfjahresvertrag beginnt am 2. Dezember 2019. Sie folgt auf Emma Lavigne, die im September 2019 zum Executive President des Palais de Tokyo ernannt wurde, und Laurent Le Bon, Executive President des Musée Picasso, der die Institution in Metz 2010 eröffnete. Zuvor war Parisi von 2004 bis 2011 Direktorin des Internationalen Zentrums für Kunst und Landschaft auf der französischen Insel Vassivière. Außerdem leitete sie das Kulturprogramm der Pariser Monnaie (Börse), wo sie von 2011 bis 2016 ein Ausstellungsprogramm mit Arbeiten von Marcel Broodthaers, Maurizio Cattelan, Jannis Kounellis und Paul McCarthy betreute.

HETTY BERG übernimmt am 1. April 2020 die Leitung des JÜDISCHEN MUSEUMS BERLIN. Ihr Vorgänger Peter Schäfer musste das Amt nach diversen Querelen im Juni 2019 aufgeben, u. a. wegen seines Zusammentreffens mit dem iranischen Kulturrat. Berg arbeitete seit 2002 als Museums-Managerin und Chefkuratorin des Jüdischen Kulturviertels in Amsterdam, zu dem neben dem Jüdischen Historischen Museum auch das Kindermuseum, die Portugiesische Synagoge, das Nationale Holocaust-Museum und die Gedenkstätte Hollandsche Schouwburg gehören.

RITA MCBRIDE, als Bildhauerin und Installationskünstlerin Professorin an der Düsseldorfer Kunstakademie, die sie von 2013 bis 2017 auch leitete, durfte den aktuellen KARNEVALSORDEN DER DÜSSELDORFER PRINZENGARDE BLAU-WEISS entwerfen. Jedes Jahr wird jemand aus der lokalen Kunstprominenz um die Gestaltung des Ordens gebeten, in der Vergangenheit u. a. Markus Lüpertz, Heinz Mack, Günther Uecker, Tony Cragg, Thomas Ruff und Katharina Sieverding.

ARNULF RAINER feierte am 8. Dezember 2019 seinen 90. Geburtstag. Gleichzeitig kann das Museum Arnulf Rainer in Baden bei Wien auf sein 10jähriges Bestehen zurück blicken. Die Jubiläumsausstellung „REVUE“ (6. November 2019 bis 2. April 2020 wurde von Helmut Friedel kuratiert und zeigt „90 Werke aus acht Jahrzehnten – alle Leihgaben kommen direkt aus dem Atelier des Künstlers und spannen einen Bogen von den surrealistischen Zeichnungen der späten 1940er Jahre bis zu Rainers Spätwerk ab 2000 bis“ zu seinem aktuellen Schaffen.

INGVILD GOETZ, Sammlerin, Museumsgründerin und Mäzenin hat von Herzog Franz von Bayern den VORSITZ DES KURATORIUMS DER PINAKOTHEK DER MODERNE übernommen. Ingvild Goetz war ab 1972 als Galeristin in Zürich und München tätig, gab den Beruf 1984 jedoch auf und widmete sich seitdem dem Aufbau einer Sammlung, mit der sie 1993 ein Museumsgebäude in München bezog. Mit rund 4.600 Exponaten gilt das Konvolut als größte Privatsammlung Deutschlands. 2003 überließ sie einen Teil der Sammlung als Schenkung dem Freistaat Bayern, den anderen Teil als Dauerleihgabe.

JESSICA MORGAN kuratiert das Programm zum schweizerischen VERBIER ART SUMMIT am 31. Januar und 1. Februar 2020. Die Tagung steht unter dem Motto „Ressourcen Hunger – unsere Kulturlandschaft und ihre ökologischen Auswirkungen“. In zeitlicher Nähe zum Wirtschaftsgipfel in Davos debattieren hier Künstler, Denker und Influencer über den Kulturbetrieb und seine Einbindung in gesellschaftliche Entwicklungen.

EMILIE GORDENKER ist ab dem 1. Februar 2020 neue Direktorin des VAN GOGH MUSEUMS IN AMSTERDAM. Ihr Vorgänger dort war Axel Rüger, der im Sommer 2019 zu Royal Academy of Arts in London wechselte. Gordenker hatte bis jetzt elf Jahre lang das Mauritshuis in Den Haag geleitet, das die Königlichen Gemäldegalerie der alten Meister beherbergt.

KATHRIN BECKER übernimmt im Frühjahr 2020 die Leitung des BERLINER KINDL-ZENTRUMS FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST und löst dann den Gründungsdirektor Andreas Fiedler ab, der das Zentrum acht Jahre lang geleitet hatte. Becker kümmerte sich als freie Kuratorin in den 1990er Jahren vor allem um Projekte mit einem künstlerischen Austausch mit Russland, übernahm 2001 die Leitung des Videoforums im NBK-Neuen Berliner Kunstverein und 2003 auch dessen Geschäftsführung.

Zu ihren jüngsten kuratorischen Projekten gehörten u. a. im NBK 2018 die Ausstellungen Ceal Floyer: Maximum Headroom und Eric Baudelaire: Walked The Way Home.

REM KOOLHAAS, Architekt, wurde 75 Jahre alt. Aufgewachsen ist er im kriegszerstörten Rotterdam und in Indonesien. Nach seinem Architekturstudium von 1968 – 1972 arbeitete er zunächst im Büro von Oswald Maria Ungers, bevor er 1975 zusammen mit Madelon Vriesendorp, Elia Zenghelis und Zoe Zenghelis das Architektur büro Office for Metropolitan Architecture (OMA) gründete. In den 1980ern setzte er erste Konzepte im öffentlichen Raum um, so den Masterplan für den neuen Amsterdamer Stadtteil I J-Plein und den Entwurf für das Nederlands Dans Theater in Den Haag. Asiatische Städte inspirierten ihn zu der Idee einer „Generic City“, die nicht am Reißbrett geplant wird, sondern als lebendiger Organismus entsteht – Ausdruck dafür sind in seinen Entwürfen ein 149 m hohes Gebäude in Rotterdam als „Vertikale Stadt“ 2013 und in Den Haag, wo seine Konzentration von Hochbauten im Zentrum (2012) als das „Ende der historischen Stadt“ apostrophiert wurde – ein radikales Konzept, das man in Paris oder Venedig so nicht umsetzen würde, weil dort der Denkmalschutz immer noch Vorrang hätte.

THOMAS F. FISCHER, Kölner Künstler, starb nach längerer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Er war 1987 im Performance-Beiprogramm der Documenta vertreten. Er inszenierte seine Performances und Installationen so konsequent, wie man es sonst selten bei einem anderen Künstler erlebt. Selbst dann, als seine Krankheit Multiple Sklerose, an der er 40 Jahre lang gelitten hatte, ihn physisch schon äußerst stark beeinträchtigte, machte er mit einem unbändigen Lebenswillen und Äußerungswillen weiterhin seine Kunst: er ließ sich bei seinen Performances und bei seinen Installationsprojekten schließlich von Assistenten helfen, und er zeichnete zu Hause weiterhin obsessiv mit einer eruptiven Expressivität, solange er noch einen Stift in der Hand halten konnte.

PREISE

Kunsthistorikerin und Gründungsdirektorin der Manifesta, HEDWIG FIJEN, wurde am gestrigen Abend im Rahmen des „Europäischen Kulturmarken-Awards“ auf der Zeche Zollverein in Essen mit der Auszeichnung „EUROPÄISCHER KULTURMANAGER DES JAHRES 2019“ geehrt. Die Niederländerin gründete 1993 die europäisch-nomadische Biennale, die bis dato in mehr als 12 Städten Europas stattgefunden hat. Kommenden Sommer ist die Manifesta zu Gast in Marseille, im darauffolgenden Jahr in Pristina im Kosovo. Das durch Europa wandernde Kunstprojekt behandelt soziale und politische Themen von aktueller Relevanz, den konzeptionell-institutionellen Rahmen entwickelt bis heute Hedwig Fijen: „Manifesta hat uns bei unserer Mission, die Stadt durch Kultur zu verändern, sehr geholfen, indem sie zusätzliche staatliche Mittel für kulturelle Aktivitäten und Tourismus bereitgestellt hat. Sie hat die bereits existierenden Momente verstärkt, auch wenn sie versteckt waren: Koexistenz und Selbstvertrauen, Harmonie zwischen Ethik und Ästhetik“ hieß es von Seiten des Bürgermeister Palermos, Leoluca Orlando, nach der dortigen Manifesta 12.

DORIS SALCEDO wurde der NOMURA ART AWARD zugesprochen, der mit einem Preisgeld von 1 Mio. US-Dollar als der höchstdotierte Kunstpreis der Welt gilt. Die Auszeichnung soll der Preisträgerin ermöglichen, „sich neuen Herausforderungen zu stellen. Es kann ganz oder teilweise zur Unterstützung eines ehrgeizigen neuen Projekts verwendet werden, für das die Gewinnerin bisher nicht über ausreichende Mittel verfügte … Salcedos Arbeiten, die sich häufig auf ein bestimmtes historisches Ereignis beziehen, vermitteln die Last des Konflikts mit präzisen und einfachen Mitteln. In der Performance Noviembre 6 y 7 (2002) zum Beispiel, die an den 17. Jahrestag der gewaltsamen Besetzung des Obersten Gerichtshofs von Bogotá im Jahr 1985 erinnert, werden einfache Holzstühle über einen Zeitraum von 53 Stunden – der Dauer der ursprünglichen Belagerung – an der Fassade des Justizpalastes heruntergelassen. Die jüngste Großinstallation Palimpsest (2013 – 17) beschäftigt sich mit dem Thema der europäischen Migrationskrise. Sie wurde ursprünglich für den Palacio de Cristal, Centro de Arte Museo Reina Sofía in Madrid, produziert und besteht aus einem Boden aus Steinplatten, auf dem die Namen von 190 Opfern von Migranten vorübergehend und mit Unterbrechungen erscheinen …“

BETYE SAAR nimmt im April 2020 während der Art Cologne den WOLFGANG-HAHN-PREIS DER GESELLSCHAFT FÜR MODERNE KUNST AM MUSEUM LUDWIG KÖLN entgegen. Die Preisträgerin schafft seit über 50 Jahren Assemblagen aus den verschiedensten gefundenen Objekten, die sie mit Zeichnung, Drucken, Malerei oder Fotografie kombiniert: „Ihre Assemblagen aus den 1960ern und frühen 1970ern verknüpfen Fragen von Ethnie, Politik und übernatürlichen Glaubenssystemen mit ihrer persönlichen Geschichte“, heißt es. Der Förderverein verleiht den Wolfgang-Hahn-Preis seit über 25 Jahren und erwirbt ein Werk oder Werkkonvolut für die Sammlung des Museums. Das Preisgeld in Höhe von maximal 100.000 Euro setzt sich aus den Beiträgen der Mitglieder zusammen. Für 2020 wird das Museum Ludwig auch eigene finanzielle Mittel einbringen, um die Erwerbung eines frühen Werks von Betye Saar sicherzustellen. Mit dem Preis verbunden ist eine Präsentation der erworbenen Arbeit im Museum Ludwig mit einer begleitenden Publikation. Für Betye Saar wird es die erste deutschsprachige Publikation sein.

OSCAR MURILLO, TAI SHANI, LAW-RENCE ABU HAMDAN UND HELEN CAMMOCK waren für den diesjährigen TURNER PRIZE nominiert und beschlossen in einem Brief an die Jury, sie möge den Preis zu gleichen Teilen vergeben und alle vier von ihnen „gleichberechtigt zu Gewinnern zu erklären.“ Tatsächlich ließ sich die Jury auf den Vorschlag ein, und der Jury-Vorsitzende und Tate-Direktor Alex Farquharson erklärte, „die unkonventionelle Geste für Solidarität und gegen Polarisierung“ habe überzeugt. Damit wollten die Nominierten ein Zeichen setzen gegen eine zunehmende Verschärfung des Wettbewerbs auch im Kunstbetrieb – denn oftmals keine Kollegialität, sondern Konunter Malern oder Bildhauern herrscht kurrenz, und Preisgelder oder Zuwendungen von Sponsoren heimst vielfach nicht ein, wer die beste Kunst macht, sondern wer mit seinen Ellbogen über die größte Robustheit verfügt.

ANGELIKA LODERER wurde für den KARDINAL KÖNIG-KUNSTPREIS ausgewählt (11.000 Euro). „Sie arbeitet vor allem im Bereich der Skulptur; Sie hatte Soloausstellungen in der Secession in Wien, im Grazer, Salzburger und Dortmunder Kunstverein und 2019 in den namhaften Gruppenausstellungen „all natural“ Museum der Moderne Salzburg sowie „über das Neue“ im 21er Haus und im Belvedere und im Kunstraum Innsbruck.“

AMALIA PICA gewann den ZURICH ART PRIZE DES MUSEUM HAUS KONST-RUKTIV und der Zurich Insurance Group Ltd. Der mit 100.000 Franken dotierte Preis setzt sich aus einem Budget von CHF 80’000 für die Produktion einer Einzelausstellung und einer Preissumme von 20.000 Franken zusammen. „Picas Installationen, Skulpturen, Zeichnungen, Filme, Fotografien und Performances zeugen von einer minimalistischen Formensprache und entpuppen sich bei genauerer Betrachtung als vielschichtig und komplex. Sprache, verbale und nonverbale Kommunikation, also der Austausch und die Übertragung von Information, sind Themen, die Amalia Pica in ihrem künstlerischen Schaffen immer wieder aufgreift. Ihr besonderes Interesse gilt dabei den Schwachstellen, Fehlern und blinden Flecken von historischen wie gegenwärtigen Kommunikationsmodellen und -technologien, die sie in ihren Arbeiten sichtbar, hörbar und physisch erfahrbar macht.“ Eine Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv ist vom 22. Oktober 2020 bis 10. Januar 2021 zu sehen.

JAKOB MATTNER wurde für sein Lebenswerk mit dem FOLKER SKULIMA PREIS ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. „Frühe Raum- und Licht-Erlebnisse in den Kirchen Lübecks oder der Kathedrale von Bologna, das chiaroscuro Caravaggios, die Ikonizität von Malevich oder die Licht-Dynamik von Moholy-Nagy, der nachrevolutionäre Konstruktivismus bis hin zu den einfachen Mitteln der Arte Povera haben ihn beeinflusst – in seiner eigenen Kunst hat Jakob Mattner sich einen singulären, existentiellen und künstlerischen Freiraum geschaffen, den Freiraum einer fortgesetzten Avantgarde. Einzigartig hat er seit den 70er Jahren ein photopoetisches Phänomen entwickelt, ohne je zum Medium Photographie zu greifen. Ohne Apparatur ist sein Werk gegen das System der Apparaturen gestellt …“

HEIKO MAAS, Bundesminister des Auswärtigen, und ANSELM KIEFER, Künstler, wurden mit dem diesjährigen PREIS FÜR VERSTÄNDIGUNG UND TOLERANZ bedacht, den das JÜDI-SCHE MUSEUM BERLIN verleiht. Die Auszeichnung würdigt „Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft…, die sich auf herausragende Weise um die Förderung der Menschenwürde, der Völkerverständigung, der Integration von Minderheiten und des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen verdient gemacht haben“. Bei Maas gilt dies für „sein politisches und persönliches Engagement gegen Antisemitismus und sein unermüdliches öffentliches Eintreten für jüdisches Leben in Deutschland“, im Falle von Kiefer für seine „monumentalen Arbeiten, in denen er sich intensiv mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinandersetzte.“ Bereits 1969 habe Kiefer damit „das Schweigen der Deutschen über den Nationalsozialismus und die Schuld am Holocaust“ gebrochen.

KLARA VIRNICH von der Kunstakademie Düsseldorf setzte sich bei der Publikumsabstimmung gegen 23 weitere Studierende und Absolventen nordrheinwestfälischer Kunstakademien durch und gewann beim Wettbewerb um den NRW. BANK KUNSTPREIS den Publikumspreis (3.000 Euro). Die Auszeichnung gilt ihrer Arbeit „THERE IS A CRACK IN EVERYTHING, THAT’S HOW THE LIGHT GETS IN“. Bei den Hauptpreisen siegte in der Kategorie „Malerei und Grafik“ ELISA KULLMANN von der Kunstakademie Münster mit ihrer Wettbewerbsarbeit „STOCK_TAKING1“. den In der Kategorie „Skulptur und Installation“ entschied sich die Jury für HARRIET MEYER von der Folkwang Universität der Künste Essen für ihren Beitrag „ALS WÄRE DER EIGENE KÖRPER NICHT SCHON FREMDE.“ Den Preis in der Kategorie „Foto und Medienkunst“ erhielt DOMINIK GEIS von der Kunstakademie Düsseldorf mit „BODIES OF POMPEJI.“ Erstmalig wurde auch ein Preis in der Kategorie „Performance“ vergeben, den ANNA BUDNIEWSKI von der Folkwang Universität der Künste Essen mit „TRANSZENDENT TRÄGE“ entgegen nahm. Diese Preise sind jeweils mit 7.500 Euro dotiert.

MONA SCHULZEK gewann beim Wettbewerb um den VONOVIA ART AWARD mit ihrer Fotoserie „Ottomane“ von 2016 den 1. Preis in der Hauptkategorie „Beste Fotoserie“. (15.000 Euro). Der zweite Preis ging an Bastien Thierry (12.000 Euro) und der dritte Preis an Theodor Barth (10.000 Euro), Für die beste Nachwuchsarbeit erhält Marlene Hoberger 5.000 Euro. Das Wettbewerbsthema hatte „Zuhause“ gelautet.

NAIRY BAGHRAMIAN und MARIA HAS-SABI wurden mit dem MALCOLM-MCLA-REN-AWARD des New Yorker Festivals Performa ausgezeichnet (5.000 Dollar). Malcolm McLaren (1946 – 2010) war der Gründer der Punk-Band „Sex Pistols“. Der Preis würdigt Live-Performances, die „innovativ“ sind und „zum Nachdenken anregen“.

AUSSCHREIBUNGEN

Das SIGG-STIPENDIUM FÜR CHINESI-SCHE KUNSTFORSCHUNG findet parallel zum Sigg-Preis statt. Es bietet pro Wettbewerb einer Person für einen Zeitraum von 3 – 6 Monaten bei M+ in Hongkong ein Stipendium in Höhe von 200.000 Hongkong-Dollar zur Deckung aller Kosten, einschließlich Reise-, Lebens-, Ver-sicherungs- und Forschungskosten. „Der Stipendiat wird das Projekt als Antwort auf das für jede Ausgabe des Preises festgelegte Forschungsthema entwickeln und vor Ort und online auf die M + Sammlungen zugreifen, Bibliotheksund Archivmaterialien abrufen, interne Präsentationen halten und teilnehmen an Diskussionen mit Kuratoren und anderen Mitarbeitern.“ Thema des jetzigen Wettbewerbs sind die „Ursprünge der Avantgarde der 1980er Jahre“ in China. Bewerbungsschluss ist der 31.1.2020, siggfellowship@mplus.org.hk

Bis zum 5.2.2020 läuft die Bewerbungsfrist für drei Stipendien am EDITH-RUSS-HAUS für Medienkunst. Hierbei handelt es sich um „drei Produktions- und Aufenthaltsstipendien zu je 12.500 Euro, mit denen ein breites Spektrum der Medienkunst gefördert werden kann: von Videokunst und netzbasierten Projekten bis hin zu Klang- oder audiovisuellen Installationen.“ Ermöglicht durch die Stiftung Niedersachsen, wählt eine Fachjury aus allen Einreichungen aus. www.edith-russ-haus. de/stipendien

Das IFA-INSTITUT FÜR AUSLANDS-BEZIEHUNGEN fördert im Ausland stattfindende Ausstellungen zeitgenössischer deutscher sowie in Deutschland lebender Künstlerinnen und Künstler. Fördermittel können für Transport- und Reisekosten sowie die Miete für technisches Equipment beantragt werden. Nächster Bewerbungstermin ist der 31.1.2020 für Projekte mit Beginn ab Juni 2020. www.ifa.de/ foerderung/ausstellungsfoerderung

Drei CRANACH-STIPENDIEN schreibt die Cranach Stiftung für bildende Künstler aus, und zwar ein Stipendium für 2020 und zwei Stipendien für 2021, verbunden mit Aufenthalten von je einem Monat in der ehemaligen Cranach-Werkstatt in Wittenberg. Die Stipendien umfassen eine Förderung von je 700 Euro. Außerdem werden Unterkunft und die Cranach-Werkstatt zur Verfügung gestellt. Die Stipendien werden für den Zeitraum Mitte Juni bis Mitte September 2020 bzw. für den gleichen Zeitraum 2021 ausgelobt. Bewerbungen bis zum 30.1.2020 an: www.cranach-stiftung.de

Für eine Beteiligung an der Ausstellung „STORYTELLING“ IN DER GRIMMWELT KASSEL endet die Bewerbungsfrist am 31.12.2019. Das weltweit größtes Ausstellungshaus zu den Brüdern Grimm feiert unter dem Namen GRIMMWELT im Jahr 2020 seinen 5. Geburtstag; zugleich jährt sich die Anerkennung der Hausmärchen als UNESCO-Weltdokumentenerbe zum 15. Mal. Dazu ist eine Wechselausstellung geplant. Sie knüpft an die historischen Forschungen der Brüder Grimm an und schlägt einen Bogen in die Gegenwart. www.grimmwelt.de/open-call

Wer ein neues Kunstprojekt oder ein Rechercheprojekt in JERUSALEM durchführen möchte, kann sich bis zum 29.2.2020 beim AL MA’MAL-RESIDENZ-PROGRAMM bewerben. Ausgelobt sind ein Studio-Apartment in der der Altstadt von Jerusalem, ein Tagessatz sowie ein Beitrag zu den Produktionskosten sowie ein Zuschuss bis zu max. 700 Dollar. www.almamalfoundation.org

Das ESSLINGER BAHNWÄRTER-STI-PENDIUM ist ein KURATORENSTIPENDI-UM und fördert „kuratorische Prozesse und kuratorisches Denken. Ziel zum Ende des Stipendiums ist die Realisierung einer Ausstellung, eines künstlerischen oder eines diskursiven Projekts innerhalb des Programms der Galerien der Stadt Esslingen, sei es die Villa Merkel, das Bahnwärterhaus oder der Merkelpark. Das Stipendium ist mit 6.000 Euro dotiert. Die Auslobung richtet sich an Künstler, die schon Ausstellungen zum eigenen Werk kuratorisch umgesetzt haben. Die Bewerbungsfrist endet im Februar. www.esslingen.de

WEITERE NACHRICHTEN aus dem Kunstbetrieb finden Sie täglich aktualisiert auf WWW.KUNSTFORUM.DE

Die wichtigsten Kunstnachrichten der Woche per E-Mail in unserem unseren WÖCHENTLICHEN NEWSLETTER: melden sie sich kostenfrei an!