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Ausstellungen: Riehen / Basel · von Kathrin Luz · S. 367 - 372
Ausstellungen: Riehen / Basel , 2008

Kathrin Luz
Sarah Morris

Fondation Beyerle, 1.6.-7.9.2008

Die Wand emanzipiert sich vom Dasein als Bildträger und wird selbst Bild. In dem monumentalen Wandgemälde, in dem Farbsplitter-Fries, das die in New York lebende Künstlerin Sarah Morris (geb. 1967 in London) für das Untergeschoss der Baseler Beyerle-Fondation geschaffen hat, sortieren sich die bizarren Farbformen übersichtlich auf der Wandfläche in der zweiten Dimension. Doch die deutliche Anlehnung an Origami-Bastelarbeiten lässt sie optisch immer wieder wie kristalline Plastiken aus der zweiten Dimension hervorbrechen, ja -stechen. Das Ergebnis: Die Malerei mit dem Titel »Black Beetle« (2008, 23,7 m x 3,8 m) wirkt wie ein Relief. Die Schärfe und Spitze der farbenfrischen Formen entsprechen der kühlen Präzision des künstlerischen Ansatzes. Und doch entfaltet das panorama-große, kaleidoskopische Motiv seine ihm eigene optische Delikatesse.

Im stereometrischen Ordnungsgefüge, im Raster der dynamischen Diagonalen verbergen sich Ordnung und Chaos gleichermaßen. Die Facettierung scheint einem geheimen mathematischen Gesetz zu folgen, dem sich Dreiecke, Trapeze und Rauten gehorsam unterordnen. Hin und wieder sticht neutrales Weiß hervor, immer wieder überlappen sich die Formen, bilden neue Gruppen und Untergruppen aus und entfalten ihre eigene Hierarchie. Als überdimensionaler Bastelbogen, als Faltanleitung in XXL – so mag der Fern-Blick des Betrachters die abstrakte Farbszenario kategorisieren und interpretieren. Aus der Nähe erhält die Arbeit dagegen aggressive Züge, die aus der entschiedenen Farb- und Formensprache resultieren.

Die hier verwendete Origami-Ornamentik steht in engem Zusammenhang mit Sarah Morris` filmischer Auseinandersetzung mit China. Eine ihrer aktuellsten Arbeiten konzentriert sich auf Beijing, in der die bevorstehenden Olympischen Spiele als Motor des gewünschten kollektiven Fortschritts bewusst…


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