Schlachtfelder der elektronischen Wüste:
Die Figur des Helden im Zeitalter der Simulation
1996 ist er im Alter von 31 Jahren gestorben: QRT – so manchen besser als Kurt Leiner, anderen sogar als “Facho-Kurt” bekannt – gehörte zu den bunten Vögeln der Berliner Nacht- und Anarcho-Szene. Dabei war er trotz seines zuweilen martialischen Auftretens alles andere als ein “Facho”, viel eher ein Provokateur, Liebhaber scharfer und schneller Dinge, manischer Leser und Diskutant, Verschwörungstheoretiker, Quasselstrippe – und, wie man jetzt in dem von Tom Lamberty und Frank Wulf beim Merve Verlag herausgegebenen Band nachlesen kann, ebenfalls ein in Medien- und Kriegstheorien beschlagener Autor, der in “Schlachtfelder der elektronischen Wüste” eine präzis-spekulative Analyse dreier Heroen dieser Kriegs- und Medienwelt liefert: QRTs Interesse galt General Schwarzkopf, dem deutschstämmigen Oberbefehlshaber der amerikanischen Golf-Kriegs-Armee, dem “Terminator” und Politkarrieristen Arnold Schwarzenegger sowie Baseball- und Medien-Superstar Magic Black Johnson.
QRTs Buch ist ein Buch zur Kriegszeit, das seine Wahrheit im US-amerikanischen Plädoyer für verschärften Militäreinsatz im Kosovo-Konflikt findet, denn – so der Autor – Schwarzkopfs medial erfolgreiches Unternehmen “Desert Storm” hat die Amerikaner vom Vietnam-Trauma befreit und stabilisierte ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein. Minutiös listet QRT den Werdegang des Generals auf, interpretiert dessen Autobiographie “It doesn’t take a hero” und exemplifiziert Charakteristika zeitgenössischen Heroentums, das seine Weihen in medialer Selbstinszenierung und der absoluten Beherrschung des telematischen Raums erhält. Dementsprechend sind Medien-Helden Siegertypen, die den totalen Siegfrieden herstellen wollen.
Der Kriegsheld Schwarzkopf hatte seine Lektion im Medien-Desaster des Vietnam-Kriegs gelernt und stellte Regeln für den informationspolitischen Umgang mit der zivilen Öffentlichkeit auf, die auch jetzt…