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Titel: Das Magische I · von Magdalena Kröner · S. 80 - 89
Titel: Das Magische I , 2003

MAGDALENA KRÖNER
Schwarzer Jesus, weiße Frau: Südafrikanische Gegenwartskunst zwischen Mythologie und Ideologie

Mit den ersten demokratischen Wahlen am 27. April 1994 erschien dort, wo zuvor ein von der Apartheid geschaffener, buchstäblich “weißer Fleck” war, plötzlich Südafrika auf den Atlanten des internationalen Kunstgeschehens. Die nationalen und internationalen Erwartungen an eine von der Rassentrennung befreite, demokratische Gesellschaftsordnung führten rasch auch zur Formulierung neuer Anforderungen an die Kunst: “Whatever the critical vicissitudes of (collective) identity politics, art is expected to be part of the production of the “new” South Africa and in this it has a specifically reparative and redemptive function.”1 Die veränderte Interessenlage spiegelte sich unmittelbar in der Entwicklung eines plötzlich in Bewegung geratenden, südafrikanischen Kunstmarktes: die partizipatorischen Hoffnungen derer, die in den historischen Zeitläufen sowohl von der Kunstproduktion ihres Landes als auch von der Teilhabe an einem zunehmend globalisierten Kunstmarkt abgeschnitten waren, trafen auf Erwartungen westlicher Kuratoren, die das, was das neue Südafrika an Kunst produzieren sollte, durch die politisch korrekte Schutzbrille eines an exklusive formalästhetische Kriterien gebundenen Multikulturalismus betrachteten, und davon ausgehend die Idee einer kollektiv-südafrikanischen Identität in westliche Diskurssysteme einzuführen suchten, wie an der Häufung von Gruppenausstellungen zum Thema Südafrika in den 90er Jahren sichtbar wurde. Dabei zeigte sich die Erfindung der “Rainbownation”2 anfällig für Ressentiments. Die südafrikanische Kritikerin Brenda Atkinson beschreibt ihre Vorbehalte in einer Kritik zur Züricher Ausstellung “towards-transit”: “The diverse ‘visual languages’… are thus spatially and discursively packaged as a self-consciously eclectic collection, one in which ‘South Africa’ is the hold-all term for a transitional clash…


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von Magdalena Kröner

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