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Ausstellungen: Berlin · von Frank Frangenberg · S. 284 - 284
Ausstellungen: Berlin , 2003

FRANK FRANGENBERG
Ingeborg Gabriel

Galerie Christian Nagel, Berlin, 1.10. – 2.11.2002

Früh morgens schnappte man, bevor die Schnecken sich nach ihrem Nachtmahl aus dem Salat zurückziehen konnten – was davon noch übrig war -, einen Eimer Salz und erwischte die orangeroten Räuber auf ihrem geordneten schleimigen Rückzug mit einer kleinen Schippe Salz. Schmerzliches Zusammenziehen, grässlich unhörbare Laute? Eine unbekannte Welt voller seltsamer Schneckenwesen verendete langsam und qualvoll auf ausgetretenen Gartenwegen im nassen dumpfen Dürschtal des Bergischen Landes. Unweit dieses Schauplatzes hatte Ingeborg Gabriel in ihren letzten Jahren ein Atelier. Sie konnte der Anwesenheit der Schnecken mehr abgewinnen. Aufmerksam, kampflos, versammelte sie Armeen von Schnecken auf ihren Blättern. Ebenso behutsam, fast zärtlich, hat sie einigen wenigen anderen Motiven die Treue gehalten: Affen, Rosen, Pilzen, Tassen. Sie erscheinen in betont schlichter, einfacher Manier, Material und Technik, wobei sich in den Jahren vor ihrem Tode die Zeichnung als ihr favorisiertes Medium durchsetzte, in Skizzen und sparsamen Tuschzeichnungen, gerne minimal und leichthändig Effekte setzend. Wie die Ausstellung bei Christian Nagel in Berlin in souveräner Weise zeigte. Die Galerie stellt den Nachlass von Ingeborg Gabriel vor. Hier und da auf Messen platziert, war die Ausstellung bei Christian Nagel in Berlin erst die dritte Einzelpräsentation von Arbeiten Ingeborg Gabriels, seit ihrem Tod 1996. Ihrem Oeuvre wird viel zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt und das hat sicher mit Ingeborg Gabriel zu tun, die Erfolg ganz nüchtern definierte: “Erfolg, das heißt, dass ich die Folgen spüre. Und ich spüre, dass mein Leben eine Folge ist.”

Geboren wurde sie als Ingeborg Rosenkranz 1951 in…


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von Frank Frangenberg

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