LIAM GILLICKS SZENARIEN
Ein Gespräch mit Edgar Schmitz
Die Ungenauigkeit ist keineswegs eine Annäherung, sie ist im Gegenteil der genaue Verlauf der Ereignisse.
Gilles Deleuze
Liam Gillicks Arbeiten operieren in einem Mittelgrund, an dem seine Strategien und Objekte, Texte und gestalterischen Eingriffe ebenso teilhaben wie die bestehenden Entscheidungsprozesse und Machtstrukturen, die um sie zirkulieren. Im vielfachen Gespinn von Verflechtungen verschieben sich bei ihm nicht nur immer wieder die Einbindungen der Arbeiten, sondern auch deren Form selbst, ihre Strategien und Arbeitsweisen und sehr unterschiedlichen Formen von Sichtbarkeit. Zu präzise gestalterischen Eingriffen in Ausstellungssituationen und zunehmend auch den gebauten halb-öffentlichen Raum gehören dabei immer wieder korrektive Gesten, die die Arbeiten jedem Versuch verlässlicher Verortung entziehen. Wo Gillick einen Galerienboden mit einer Mischung aus Wodka und Glitter wischt, werden Territorien und Funktionsweisen so gleichermaßen verunsichert. Bestehende und mögliche, dokumentarische und fiktive Szenarien werden sich hier immer wieder gegenseitig zu Hintergründen und Filtern, Eingriffen und Korrekturen, die auf ihre Verwertbarkeit hin überprüft werden müssen.
Edgar Schmitz: Vielleicht können wir mit deinem Beitrag zum Turner Prize anfangen? Ist das für dich eine spezifische Form von Arbeit?
Liam Gillick: Es gibt da eine Situation wo man in den Raum geht und man entweder nach oben auf diese komplexe Plexiglasstruktur schaut, oder nach unten auf einen gestalteten Schaukasten, der mit braun getönten, digitalen C-Prints von neueren und noch andauernden Projekten angefüllt ist. Der Mittelhorizont des Raums wird zum Ort, wo die Institution ihr kontextualisierendes Material präsentieren kann. Im Schaukasten liegt ein breites Spektrum von Dingen, mit denen ich im Moment beschäftigt bin;…