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Gespräche mit Künstlern · von Magdalena Kröner · S. 224 - 231
Gespräche mit Künstlern , 2003

SIMON PATTERSON
“Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich jemanden fürs Malen bezahlen”

EIN GESPRÄCH MIT MAGDALENA KRÖNER

Die Lust, überkommene Ordnungssysteme auf den Kopf zu stellen oder zu übermenschlicher Größe aufzublasen, kennzeichnet den analytischen Spieltrieb des 1967 geborenen Briten Simon Patterson, der kleine Bruder des Malers Richard. Er rückt Barry White an die Stelle einer Ordnungszahl und verleiht nüchternen Schaltkreisen den Groove. 1996 für den Turner-Preis nominiert, geht Patterson heute auf Distanz zum Label “Young British Artist” und erkundet formale Räume, die sich sowohl durch eine fast steril anmutende Präzision als auch einen abgründigen Witz auszeichnen. Ordnungen, logische Hierarchien, politische Systeme und historische Wahrheiten scheinen nur dazu da, aufgebrochen zu werden. Die durch eine konsequente Dekonstruktion entstehenden Leerstellen füllt Patterson mit überraschend emotionalen Details, mit persönlichen Erinnerungen und popkulturellen Verweisen. Im humorvollen Reflex nicht zuletzt auf den Kunstbetrieb beschreibt er neue Zusammenhänge, die sich oft erst auf den zweiten Blick erschließen. Ein anderes Mal hebt er große, schwarze Lettern auf japanische Drachen, lässt Diagramme schrumpfen und bläst Gewöhnliches zu Außergewöhnlichem auf. Er verschiebt den Maßstab menschlicher Erfahrung gerade um die Größe, die Befremden verursacht.

Magdalena Kröner: Ein Jahr vor deinem Abschluss am Goldsmith’s College hast du mit einundzwanzig Jahren an Damien Hirsts berühmt gewordener “Freeze”-Schau im Port of London Authority Building teilgenommen, später an “Sensation”. Also muss die erste Frage natürlich lauten: Bist du ein “YBA”?

Simon Patterson: Na ja. Ich bin jung, Brite und Künstler, also müsste ich es ja eigentlich sein (lacht). Ich werde dazugezählt, weil ich dabei war. “Young…


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von Magdalena Kröner

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