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Magazin · von Peter Funken · S. 476 - 476
Magazin , 2002

Sozialmanierismus

Er ist ein Meister – der Sprache und des Trunkes: Thomas Kapielski, geboren 1951 in Berlin, Autor, Musiker, Künstler, Geograph und derzeit Professor an der Kunsthochschule Braun schweig. Sein Buch, das der Autor mit dem Motto “Je dickens destojewskij!” versehen hat, ist mit 432 Seiten sein bisher stärkstes. Kapielski beschreibt darin Erlebnisse, Begebenheiten und Schnurren vom Februar 1999 bis zur Jahrtausendwende im Dezember 2000. Betitelt hat er den Band mit “Sozialmanierismus” und überrascht, wie schon in früheren Werken1, durch ungebremsten Hang zum Selbstbekenntnis.

Mit “Sozialmanierismus” ist dergestalt nun mehr als eine Dekade Kapielski´schen Lebens autobiografisch erfasst. Die Schau- und Trinkplätze haben sich in diesem Zeitraum gravierend geändert: Waren es früher vor allem unheimlich heimelige Kneipen im Bezirk Neukölln, so spielt sich Kapielskis Alltag heute an der Berliner Peripherie ab – exakt gesagt in Lichtenrade, wohin “Kapolski” – so nennt sich der Autor gerne selbst – nach der Heirat mit einer “Schwimmlehrerin” (tatsächlich unterrichtet sie Religion) und der Ziehvaterschaft am dazu gewonnenen 8-jährigen Sohn “Schnulzenputzi” gezogen ist. Dort erlebt er Freud und Leid des Familienlebens und untersucht, nachdem sogar “ehedem strikte Berlinmeider” wie Rainald Goetz oder Diedrichsen nach “Mitte” zogen – lieber die Lichtenrader Mikrostruktur. Kapielski fragt: “Was will ich nun eigentlich HIER? …Es gibt ja im Grunde nichts. Aber während der S-Bahnfahrt ist man in das Zeitkontinuum der frühen achtziger Jahre geglitten und gedanklich hart an etliche Existenziale gestoßen: Um-Gestimmtheit, Hinaus-Geworfenheit, In-Lichtenrade-sein. Purifizierte Beobachtung. … Angenehm wenige Menschen laufen neben auffallend vielen aber harmlosen Hunden. Sonst fällt nichts auf. Kommen wir…

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