Doris von Drathen
Susy Gómez
Musée d´Art Moderne et d´Art Contemporaine, Paris, 23.1. – 7.3.1999
Ort und Zeit als Passage denken, Bilder als Türen, Wände brauchen, um dort Durchgänge zu öffnen, gestern, heute, morgen, nicht als Grenzen, sondern als eine große Landschaft, Tränen als regenerierenden Raum, Alltagsgesten als Ausdruck von Existenz verstehen, Bilder schaffen aus dem wortwörtlichen Blick, aus extrem subjektiver Beobachtung und eigenem Erleben so ließe sich grob die Welt von Susy Gómez summieren. Die heute in Barcelona lebende Mallorquinerin gehört zu den ganz wenigen Künstlerinnen der “nach 68er Generation”, die einerseits noch in einem Mikrokosmos von Heimat verwurzelt ist und andererseits gerade aus dieser Gebundenheit heraus die Freiheit eines Miró hat, nämlich unmittelbar das ins Bild zu setzen, was sie beschäftigt und die keine Sekunde damit verschwendet, sich in Bezug auf Kategorien und Etikettierungen des Kunstmarkts zu definieren.
Aufgefallen war sie in der Fondación Miró mit der Skulptur Maldito Corazón, 1996 (Verdammtes Herz). Ein präzis zur Herzform zugeschnittener Ballon aus schwarzem, luftundurchlässigem Nylon ist dem Ausstellungsraum aufgespannt. Durch den dunklen Innenraum dieser Herzkammer wirbelt ein Gebläse permanent Sauerstoff. Wer der Aufforderung folgt, und seinen Kopf durch einen versteckt an der Kante eingelassenen Klettverschluß steckt, der kann sich in der Nacht dieses fliegenden Maldito Corazón erfrischen. Für die anderen Ausstellungsbesucher aber steht er ohne Kopf da. Während die “Herzzeit” zu einem Ereignis, zu einem “Durchgangsort” wird, setzt Susy Gómez noch eine andere Erfahrung ins Bild, die sie schon auf ihren türgroßen übermalten Photographien gezeigt hatte: Während sie auf klassisch-ästhetischen Modefotos den Kopf…