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Ausstellungen: Wien · von Rainer Metzger · S. 359 - 361
Ausstellungen: Wien , 2002

RAINER METZGER
The Waste Land

“Wüste und Eis – Ödlandschaften in der Fotografie”
Österreichische Galerie Belvedere / Atelier Augarten, Wien,
24.10.2001 – 24.2.2002

Nehmen Sie eine Sandkiste und füllen Sie zweierlei Sand hinein, eine Hälfte mit hellem, die andere mit dunklem. Dann nehmen Sie ein Kind und lassen es in der Kiste im Kreis herumgehen, wieder und immer wieder, und im Lauf der Zeit werden sich die beiden, ursprünglich so leicht zu unterscheidenden Materialien zu einem diffusen Grau vermischen. Nun bitten Sie das Kind, rückwärts zu gehen, doch anders als bei einem Film, den man umgekehrt abspult, wird sich kein Ausgangszustand wiederherstellen lassen. Im Gegenteil: Ob vorwärts oder in Gegenrichtung – die beiden Sandflächen werden sich weiter vermengen, hinein in die völlige Ununterscheidbarkeit.

Robert Smithson hat sich dieser kleinen Geschichte gern bedient, um vom Wirken der Entropie zu erzählen. Menschliche Tätigkeit bringt die Welt nur durcheinander, ihr Gesetz ist die Unordnung. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik lässt es unausweichlich erscheinen: Was geordnet war, gerät aus den Fugen, was differenziert war, vermischt sich. Menschliche Arbeit ist Reduktion von Komplexität. Und jede Reduktion von Komplexität fügt der Welt neue Komplexität hinzu. Nichts zu machen.

Robert Smithson hat der blamablen Erkenntnis, dass der Wille zur Ordnung nur Durcheinander produziert, ein ganzes Oeuvre gewidmet. Seine Land-Art Projekte sind eine Art Windmühlenkampf gegen die Entropie, sind spektakuläre, mit dem Ornament und der Megalomanie kokettierende und überhaupt mit allem Aufwand, zu dem die Kunst fähig ist, ausgestattete Eingriffe in erodierte Landstriche. Und sie sind das mitgelieferte Wissen, dass es…


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