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Ausstellungen: Frankfurt a.M. · von Martin Pesch · S. 423 - 423
Ausstellungen: Frankfurt a.M. , 1997

Martin Pesch
Tobias Rehberger

Portikus, Frankfurt/M., 30.11.1996 – 23.1.1997

Innen neben der Eingangstür hängt ein Din A 4-Blatt. In schmückender Handschrift sind darauf 16 Vornamen verzeichnet. Hinter jedem Namen steht ein Vorschlag. Das sind die Tobias Rehbergers Ausstellung den Titel gebenden “Suggestions from the Visitors of the Shows # 74 and # 75”. Die Besucher der vorangegangenen beiden Portikus-Ausstellungen (Esko Männikkö, die Gruppenshow “Semikolon”) wurden gebeten, Vorschläge zur Veränderung des Ausstellungsgebäudes zu machen. Und das taten sie auch. Berücksichtigt wurden aber lediglich Anregungen, die einen praktischen Wert haben; Hinweise, die auf etwaigen ästhetischen Kriterien beruhen, schieden aus. Denn da läßt sich Tobias Rehberger dann doch nicht hineinreden.

Schon früher hat sich der 1966 geborene und in Frankfurt/Main lebende Künstler darauf beschränkt, nur noch handwerklich-ausführendes Organ zu sein. Seine “Betten” (1994) beruhten auf Vorlieben von Freunden und auch die 1996 in der Galerie Bärbel Grässlin gezeigten Interieurs gingen auf Vorstellungen einiger seiner Bekannten zurück, wie Innenräume ausgestattet sein müßten, um von ihnen favorisiert zu werden. Bei dieser Arbeit war allerdings schon die Tendenz sichtbar, die Vorlieben anderer für die eigenen zu nutzen. Die Möbel strahlten in einem perfekten Design, das die Wünsche der späten sechziger Jahre nach Farben und Formen, nach Bequemlichkeit und Komfort verwirklichte. Rehberger schuf einen Retro-Chic, der die Zukunftsträume einer vergangenen Epoche konserviert. Ähnlich sieht seine neue Ausstellung aus.

Vor der Halle fängt es mit den Neuerungen funktional an. Fahrradständer und Rollstuhlrampe fallen noch kaum auf. Dem Vorschlag eines Besuchers, doch Sitzgelegenheiten zu schaffen, leistete Rehberger nicht mit einem einfachen Stuhl Folge,…


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