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Ausstellungen: Düsseldorf · von Heinz-Norbert Jocks · S. 256 - 257
Ausstellungen: Düsseldorf , 2004

HEINZ-NORBERT JOCKS
Typologien industrieller Bauten

Bernd und Hilla Becher

Kunstsammlung NRW, K21, Düsseldorf, 29.11.2003 – 12.4.2004
Haus der Kunst, München, 9.6. – 19.9.2004

Die Quelle ihrer konzeptionellen Fotografie heißt Kindheit. Für Bernd Becher waren die industriellen Bezirke in Siegen das wahre Projektionsfeld seiner frühern Tagträume. Zunächst zeichnete er, was er sah. Später, nach Klarwerdung, dass die Zeichnung bei der Fixierung von Industrieanlagen versagte, weil sie dabei als Medium nicht genügend Sachlichkeit und Genauigkeit walten ließ, griff er zusammen mit Hilla Becher zur auf einem Stativ montierten Plattenkamera. Seit nun fünfundvierzig Jahren widmet sich das auf Effekten zugunsten des Wesentlichen verzichtende Künstlerpaar wiederholt den der Schwerindustrie entlehnten Sujets, darunter: Wasser-, Kühl- und Fördertürme, Gasbehälter, Aufbereitungsanlagen, Kalk- und Hochöfen, Kohlebunker, Fabrikhallen, Kies- und Schotterwerke. Im Wissen um deren allmähliche Zerstörung und Zersetzung bereisten sie mit einem bewohnbaren VW-Bus nicht nur entlegene Industriestätten in Deutschland, sondern in ganz Europa und Nordamerika. Just im Schwellenmoment ihrer Agonie begannen sie also mit ihrer archäologischen Feinarbeit an der Dokumentation einer von der Montanindustrie beherrschten Epoche, und womöglich wurde der unersättliche Hunger nach fotografischen Abschiedsbildern genau dadurch forciert, dass sich die Zeit, die diese in sich zur Fläche umgestaltet aufnehmen, überlebt hatte. Man musste schnell sein, wenn man noch in Bildbehältern konservieren und damit für die Nachwelt zur Anschauung bringen wollte, was schon bald nicht mehr existieren würde. Was sich da als Lichtspur auf Fotopapier eingegraben hat, sind von der Realität abgesonderte Erinnerungsbilder, die sich nun, von der Abwesenheit des Realen profitierend, als autonome behaupten. Zwar übernimmt hier die Fotografie…


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von Heinz-Norbert Jocks

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