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Titel: Grenzenlose Skulptur · von Sabine B. Vogel · S. 96 - 97
Titel: Grenzenlose Skulptur , 2014

Udo Kittelmann

Direktor der Nationalgalerie in Berlin

Sabine B. Vogel: Welchen Stellenwert nehmen Skulpturen in den Museen ein?

UDO KITTELMANN: Man muss erst einmal danach fragen, wie man Skulptur heute definiert. Liegt die klassische Vorstellung zugrunde oder ist es alles, was in den dreidimensionalen Raum hineinreicht und skulpturalen bzw. plastischen Charakter hat? Dann würden auch alle installativen, sogar performativen Arbeiten dazu gehören, selbst Film und Video können einen skulpturalen Charakter haben.

Ist das nicht ein sehr weit gefasster Begriff?

In der kürzlich gezeigten Ausstellung von Susan Philipsz im Hamburger Bahnhof bezeichnete die Künstlerin ihre Sound-Installation ausdrücklich als Skulptur – der Begriff wird aktuell sehr weit gefasst, er schlisset sogar Formen der Malerei ein. In der Ausstellung „Body Pressure“ ebenfalls am Hamburger Bahnhof, die das Thema der figurativen Skulptur thematisierte, haben wir ganz bewusst die Vorstellung von Skulptur bis hin in performative und dokumentarische Bereiche erweitert. Ausgehend von „Der Gestürzte“ (1915/1916) von Wilhelm Lehmbruck haben wir aufgezeigt, wie weit sich die figurative Darstellung von der traditionellen Vorstellung losgelöst hat. Ist ein Tino Sehgal eine Skulptur? Hat die Dokumentation einer frühen Aktion von Marina Abramovic skulpturale Qualitäten? Ich glaube schon.

Man denke nur an Lutz Mommartz filmisches Portrait von Beuys mit dem Titel „Soziale Plastik“. Das ist ein wunderbarer Einstieg, wenn man sich die Beuyssche Idee einer sozialen Skulptur verständlich machen will: 60 Sekunden lang zeigt er das Portrait von Joseph Beuys, der versucht, sein Augenlid nicht zu schließen bis es ihm den Tränenfluss in die Augen treibt.

Es geht natürlich auch darum, in welchem gedanklichen…

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