Johannes Vogl
JOHANNES VOGL: Sobald etwas haptisch wird, nenne ich es schon Skulptur. Den Begriff Installation benutze ich überhaupt nicht – der erscheint mir sogar mittlerweile reaktionärer als ´Skulptur´, bedeutet alles und nichts. Für meine Arbeiten passt Skulptur am besten, denn ich versuche, die Welt um uns herum einzukochen – wie einen Fond. Die besten Fonds sind die, die am Ende kaum noch Masse haben und den Gedanken auf den Punkt bringen. Manchmal hat man das Glück und findet diesen Fond im wahrsten Sinne auf der Straße: Als ich noch in Wien studierte, bin ich mit meinem Fahrrad nachts nach Hause gefahren und habe es im Hinterhof abgestellt. Der Scheinwerfer war noch an und zeichnete so etwas wie einen Mond auf die Wand. Im gleichen Moment verwandelte sich die dreckige Wand in ein Wolkenbild und ich stand, mitten im 3. Bezirk, plötzlich allein in einer nächtlichen Wiese. Ein toller Moment… so ist damals „Kleiner Mond“ (2006) entstanden.
Meist ist es aber am Ende dann doch ewige Handarbeit. Da hat man zwar die Zutaten, aber muss ständig eindicken, wieder eine Nuance hinzu, die andere weg… bis es passt. Kunst kommt eben doch eher von Kochen.
Sabine B. Vogel: Dein Ausgangspunkt sind Beobachtungen aus dem Alltag?
Ich nenne das Menschlichmachen – ein Ding, das sich verhält wie ein Mensch, auch mit den traurigen Eigenschaften. Dann wird es spannend. Der Drachen (2010) zum Beispiel, der wie ein Kind auf der Wiese spielt. Die Skulptur besteht aus einer Angelrute und einer Bohrmaschine mit einem Winddrachen oben dran, der erst…