Genf
Ugo Rondinone
when the sun goes down and the moon comes up
Musée d’art et d’histoire 26.01.2023 – 18.06.2023
von Heinz-Norbert Jocks
Wie zuvor der Pariser Ausstellungsmacher Jean-Hubert Martin, der die umfangreiche Sammlung des Genfer Musée d’art et d’histoire (MAH) rekontextualiserte und ihr neues Leben einhauchte, so zog auf Einladung von Marc-Olivier Wahler, dem Direktor des Museums, nun auch der 1964 in Brunnen geborene, in New York lebende Schweizer Künstler Ugo Rondinone die Carte Blanche. Dieser passionierte Archäologe der Archetypen, der sich mit C.G. Jung befasst hat, interpretiert die musealen Bestände im Lichte eigener Werke und lässt sich von über 200 Objekten und Exponaten der insgesamt neuntausend, die die Zeitspanne von der Antike bis heute dokumentieren, insbesondere von den Schweizer Ikonen Ferdinand Hodler (1853 – 1918) und Félix Vallotton (1865 – 1925) inspirieren. Alles, was sich dazu eignet, nutzt er für die Geburt seiner Narrative aus dem Geiste der Romantik. Bereits mit dem Titel seiner sanften Intervention „When the sun goes down and the moon comes up“ lässt Rondinone anklingen, wohin die uns die durch dreizehn Säle geleitende Reise auf einer Fläche von sechstausend Quadratmetern führt.
Der Tag ist noch nicht vorbei und die Nacht noch nicht angebrochen. Wir befinden uns auf der Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit, dort, wo noch nichts entschieden ist. Angesichts der Skulptur „The sun“ aus dem Jahr 2017, einem fünf Meter großen, aus bronzenen Zweigen geflochtenen Sonnenring im Eingangsbereich, dem Rondinone in einem anderen Raum die Skulptur „The moon“ (2020) gegenübergestellt hat, kann der / die Besucher*in den…