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Ausstellungen: Berlin · von Jutta Schenk-Sorge · S. 353 - 353
Ausstellungen: Berlin , 1998

Jutta Schenk-Sorge
Ulrich Rückriem – Skulptur

Neue Nationalgalerie Berlin, 16.9.1998 – 31.1.1999

Seit ihrer Einweihung bot die Haupthalle der Neuen Nationalgalerie nicht mehr dieses urprüngliche Raumerlebnis. Die 50 mal 50 Meter große, transparente Halle wurde von allen Einbauten und den Vorhängen befreit, um Tabula rasa für Ulrich Rückriems Installation zu schaffen. Der Bildhauer stand der Raumschöpfung des Architekten Ludwig Mies van der Rohe somit direkt gegenüber. Eine große Herausforderung. Dies um so mehr, als Rückriem den Museumsbau für völlig ungeeignet hält, Kunst zu beherbergen, und auch sonst gegen selbstbezogene, “kunstfeindliche” Architektur heftige Aversionen pflegt. (Seine Ausstellungshallen baut er am liebsten selbst.) Gerade deshalb ist diese Installation wieder Beleg für das seismografische Vermögen des Bildhauers, die spezifischen Qualitäten eines Ortes zu erfassen und in Dialog damit zu treten. “Wenn meine Skulptur falsch steht, ist sie nicht existent”, so der Künstler. Der jeweilige Ortsbezug konstituiert bereits die Hälfte der Arbeit. Hundert erzeichnete Varianten gingen der endgültigen Installation voraus. Rückriem wählte dafür die 120x120cm großen Bodenplatten des Architekten als Modul und besetzte in jeder Plattenreihe jeweils ein Feld mit einem Felsquadrat. Insgesamt vierzig flache Granitplatten verteilen sich ohne strenge Ordnung über die Fläche. Ein kongeniales Zusammenspiel mit dem Raum entsteht.

Beide, Architektur wie Skulptur, suchen Reduktion und Transparenz der Struktur, Eigenwert des Materials und die Monumentalität der Einfachheit. Den Architekten wie den Bildhauer zeichnet ein außerordentliches Gefühl für Proportionen aus. Mies van der Rohes Glasarchitektur verschränkt darüber hinaus das Innen mit dem Außen. Bei Rückriem materialisiert sich dieses Verhältnis, indem er die “Felsnatur” selbst in den…


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von Jutta Schenk-Sorge

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