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Ausstellungen: Hamburg · von Kathrin Luz · S. 386 - 387
Ausstellungen: Hamburg , 2007

Kathrin Luz
Willie Doherty

Kunstverein in Hamburg, 19.05.-02.09.07
Lenbachhaus, München, 29.9.2007 – 6.1.2008

Ob Heiterkeit oder Trauer, ob Freundlichkeit oder Wut: Ein Gesicht ist immer auch eine Bühne der Zeichen, eine semiotische Landschaft, auf deren Dekodierung bestimmte Hirnareale des Gegenübers spezialisiert sind. Bei den Bewohnern einer politischen Landschaft wie der Nordirlands scheinen diese Hirnareale besonders durchtrainierte „Muskeln“ zu sein. In einer Region, in der ständig alles unter Verdacht und damit Beobachtung steht, in der die Identifizierung von Mensch zu Mensch mehr noch als sonst unter den Kategorien von Feind oder Freund abläuft, scheint dies kaum verwunderlich „Es ist fast schon ein urbaner Mythos, dass in Nordirland die Kinder über bis zu dreißig Methoden verfügen, die Konfession eines Menschen zu erkennen, ohne ihn direkt danach fragen zu müssen. Ein derartiger Vorgang ist symptomatisch für das Leben in dieser Region – Menschen und ihre Umgebungen müssen überprüft, analysiert und dechiffriert werden,“ so schreibt denn auch Francis McKee in seinem Katalog-Beitrag über den nordirischen Künstler Willie Doherty, der im Rahmen einer Ausstellungskooperation zunächst im Hamburger Kunstverein und anschließend mit weiteren Werken im Münchner Lenbachhaus (29. September 2007 – 6. Januar 2008) zu sehen ist. In seinen Videoarbeiten macht der Nordire der Weltöffentlichkeit diese Dechiffrierungsmechanismen bewusst – ohne sie jedoch ganz zu entschlüsseln.

Denn von der allgemeinen Observation abgeschnitten, ist längst nicht jedem jenseits der Grenzen des geteilten Eilands klar, wie der Alltag dort bis heute funktioniert – rund 35 Jahre nach dem sog. „Bloody Sunday“, dem Tag, an dem die konfessionellen und damit politischen Konflikte kulminierten:…



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