»Zu zeitgeistfixierte Museen werden den jeweils nächsten Zeitgeistern auch wieder hinterher jagen müssen«
HEINZ-NORBERT JOCKS SPRACH MIT ULRICH KREMPEL, DEM DIREKTOR DES SPRENGEL MUSEUMS HANNOVER
Ulrich Krempel, seit Ende 1993 Direktor des Sprengel Museums Hannover, studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Philosophie und Publizistik in Bochum. Der heute Fünfzigjährige war von 1977 bis 1980 Redakteur bei tendenzen in München, kuratierte als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kunsthalle Düsseldorf Ausstellungen zu Paik, Immendorff, Eisenstein, Das Junge Rheinland und Jankel Adler. Leitete von 1988 bis 1993 die Ausstellungsabteilung der Kunstsammlung NRW, Düsseldorf. Zeigte dort Gerz, Lam, Karavan, Morandi, Wols, Knöller, Koberling, Cragg, die Konstruktivistische Internationale, Bonnard und die Kunst der ersten Australier. Seit jeher auch politisch denkend, hält er Künstler nicht etwas für Elfenbeinturmbewohner im Abseits, sondern sieht in ihnen Verbündete eines eher kritischen, bzw. alternativen Sehens. Mit ihm sprach Heinz-Norbert Jocks zu EXPO-Zeiten darüber, was das Museum leistet, wozu es überhaupt taugt, worin seine unhintergehbaren Stärken liegen und wie man die Herzen des Publikums erobert.
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Heinz-Norbert Jocks: Mit welchem Anspruch traten Sie Ihren Dienst als Direktor des Sprengel Museums Hannover an?
Ulrich Krempel: Zunächst wollte ich begreifen, wie das Haus sein kann, welches bei meiner Ankunft mit dem Erweiterungsbau gerade erst wieder eröffnet worden war. Noch funktionierte nichts richtig gut. Von außen nahm man ab und an einzelne Ausstellungen wahr. Aber das Haus an sich blieb ohne Dauerpräsenz. Deshalb fragte ich mich, ob mich das Hannover-Syndrom erwischen würde oder ob wir mit dem Haus etwas Anderes erreichen könnten.
Was wollten Sie anders machen?
Vielleicht ähnliche Dinge wie in anderen Instituten, wo…