London
Albert Oehlen
Malereigeschichte(n)
Serpentine Gallery 02.10.2019 – 02.02.2020
von Edgar Schmitz
Wie sich diese Auswahl von Albert Oehlens Malereien der letzten ungefähr dreißig Jahre jenseits malerischer Klischees oder Autorenpersiflagen überhaupt beschreiben lassen könnte, ist eine offene wenn auch interessante Frage. Es bleibt eher hintergründig, dass Oehlen sich hier wieder an Rothko abarbeitet, auch wenn er die Leinwanddimensionen von Rothkos Kapelle in Houston übernimmt. Und dass der Surrealismus sich nicht als Methodik, sondern als formales Vokabular aufdrängt, ist letztlich auch eher nebensächlich.
Was sich in der Serpentine aber zuerst aufdrängt, ist das Spröde der Gesamtinszenierung wie auch der einzelnen Arbeiten. Wie ungehobelt und ungelöst das hier auch daherkommen mag, letztlich besticht das Ganze in seiner Ärmlichkeit: alles ist entschieden zu groß oder zu kleinteilig, zu unklar oder zu skizzenhaft, um wirklich an die Neuen Wilden zu gemahnen, und das Vokabular und die Übermalungen geraten sich immer wieder in die Quere, kreuzen sich gegenseitig durch, bis von einem eigentlichen Gestus oder auch inhaltlicher Lesbarkeit so gut wie nichts mehr übrig ist. Einige der Leinwände sperren sich als Zeichnungen gegen das Großzügige der Situation und ihres Anspruchs, andere in den formelhaften Wiederholungen von Skizzen und Charakteren.
Das ist natürlich polemisch ausgerichtet und funktioniert auch im Modus der Fast-Retrospektive noch. Aber die Punk-Attitüden der alten Neuen Wilden sind aus der Distanz doch viel surrealer als sie damals erschienen, und erscheinen trotz ihrer Rotzigkeit als zutiefst in einer Spielart von Spät-Avantgarde verhangen, die von heute aus leicht auch völlig belanglos erscheinen kann. Wenn das Bravouröse und das konzeptionell Zugespitzte…