Stefan Römer
Andreas Siekmann
»Aus: Gesellschaft mit beschränkter Haftung«
Portikus, Frankfurt/Main, 7.8. – 19.9.1999
Andy Warhol träumte davon, eine legendäre Ware wie Coca Cola oder die Jeans zu erfinden. Spätestens seit der Einführung des Readymade und dem Bildrecycling der Pop art wurde jedoch zunehmend die Umcodierung bereits bestehender Warenzeichen zu einer künstlerischen Hauptbeschäftigung. In diesem Sinne entwirft Andreas Siekmann in seiner etwa zweihundertteiligen Zeichnungsserie “Aus: Gesellschaft mit beschränkter Haftung” (1996-99) die Jeans als spezifisch künstlerisches Zeichen. Die Blue Jeans, ursprünglich als Arbeitshose entwickelt, errang im Deutschland der 60er Jahre einen Kultstatus als Symbol des Jugendprotests, von dem sich später die Black Jeans zu Zeiten des Punk differenzierte. Siekmann hingegen benutzt die Jeans mit heraushängenden Taschen als Schema für Arbeitslose.
Von der Wand des klassischen White Cube des Frankfurter Portikus, an der die Zeichnungsserie beginnt, leiten die hinter Plexiglas fixierten Zeichnungen auf die Leseebene der den Raum asymmetrisch teilenden Tischreihen. Die erste Serie scheint Einführung für die Betrachter und künstlerisches Statement zugleich zu sein: Rote 3-D-Buchstaben der Namen der Begründer der modernen Zeichengestaltung, die sich mit einer gesellschaftliche Prozesse veranschaulichenden, demokratisierenden Symbolsprache beschäftigten, “Arntz, Neurath, Seiwert u.a. 1919-1929-1933”, führen in deren Arbeit ein. Die Motti der anderen Serien lauten “Ware – Person – Ware”, “Logik der Apparate”, “G 7”, “Fusionie 99%”, “ABMaschine”, “Ne Travaillez Jamais”, “Falsche Freiheit Frankfurt”, “Ex und Hopp”, “Pop kommt wohin” und “Abstimmung ohne Füsse”. Wie an den Serientiteln zu erkennen ist, arbeitet sich Andreas Siekmann durch große Themenkomplexe. Leitend sind dabei Fragen nach den Verhältnissen von Arbeit, Kapital und dem…