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Titel: Kunst und Krieg · von Peter V. Brinkemper · S. 116 - 141
Titel: Kunst und Krieg , 2003

PETER V. BRINKEMPER
ANGSTBEKÄMPFUNG IM MILITAINMENT

KRIEG UND TERROR ALS ACTION-KINOMIX
“WAHRNEHMUNGSSCHEMA” ACTION?

Über die Ereignisse des 11. Septembers 2001 wurden ausgerechnet die Blaupausen des zeitgenössischen amerikanischen Action-Kinos gelegt: ein Mix aus Gewalt, Terror, Krise, Katastrophe und Krieg, übergossen mit privater nationaler und internationaler Betroffenheit. Das chaotische Vakuum der Geschehnisse wurde mit martialischem Entertainment ausstaffiert, vom Feuilleton kulturphilosophisch analysiert und verschwörungstheoretisch beleuchtet. Dass das visuelle und ideologische Material in seinen greifbaren Analogien einfach zu marktschreierisch sein könnte, wurde kaum vermerkt. Für eine distanziertere medienästhetische Aussage, die nicht an den Ikonen der Zerstörung und Vollstreckung kleben bleibt, hilft vielleicht folgender Befund weiter.

These 1: Das Action-Schema sensationeller Gewalt und gewaltsamer Sensationen hat seit den 80er Jahren die gesamte US-Filmproduktion dominiert. Verbunden mit der Digitalisierung des Kinos in den 90ern hat es fast alle Genres erfasst und die Kategorien von Krieg und Terror, Zivilem und Militärischem längst vor den Anschlägen in Washington und New York systematisch durcheinander geschüttelt.

Der Begriff der Action erweist sich von Film zu Film sowie angesichts der TV-versendeten “intimistischen Realität” als plastische Modelliermasse, als einsatzbereites Handlungskaugummi der Berichterstattung, der politischen Propaganda und der Unterhaltungs-Ökonomie der Drehbuchautoren. Die Beschleunigung der Bilder, die konkurrierende Vielfalt der Sender, Programme und Medienangebote, die Manipulierbarkeit des digital bearbeiteten oder bereits generierten Kinos hat zum Markt konstant hochwertig gemachter, aber relativ inhaltsleerer Durchschnittsproduktionen geführt.

Das Missverhältnis zwischen flexiblen technischen Möglichkeiten der Inszenierung von Destruktion und den starren, subjektlosen Handlungs- und Charakter-Stereotypen ist überdeutlich. Der Titel “True Lies” ist Manifest. Der Rasanz des Action-Schemas und seiner explosiven Stunts korrespondiert…



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von Peter V. Brinkemper

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