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Titel: Kunst und Krieg · von Florian Rötzer · S. 38 - 63
Titel: Kunst und Krieg , 2003

FLORIAN RÖTZER
WARTAINMENT

DER KRIEG ALS MEDIENSPEKTAKEL

Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass der von der Bush-Regierung lange vorbereitete Krieg gegen den Irak schon längst begonnen hätte, wenn der seinerseits auch schon seit Anfang 2002 geplante Band mit dem Thema Krieg erscheinen würde. Das Zwischenspiel, der sich dem Gang durch die Vereinten Nationen verdankte, um doch noch eine völkerrechtliche Legitimation zu erhalten, schob den Kriegsbeginn allerdings weiter als zuvor erwartet hinaus. Dann aber hatte die US-Regierung mit ihren Verbündeten ohne einen UN-Sicherheitsratbeschluss, der schließlich auch mit erheblichem Druck nicht zustande kam, am 19. März den Angriff, nicht mehr ganz zur besten Sendezeit in den USA, aber immer noch früh genug, mit einer ersten Bombardierungswelle von Bagdad begonnen, und vorläufig mit der Einnahme Bagdads und der anderen Städte überraschend schnell geendet hat.

Der Angriffskrieg, den die US-Regierung nach ihrer Sicherheitsstrategie des Präventivkriegs führte, sollte noch einmal wie im Afghanistan-Krieg die neuesten Technologien und veränderten Strategien des Militärs erproben, das sich in einem organisatorischen und technischen Transformationsprozess befindet, und zugleich auch ein neues Medienkonzept umsetzen, das erst einmal eine weitaus größere Transparenz und einen Krieg in Echtzeit an den Bildschirmen der Weltöffentlichkeit versprach. Zum “reality war” gehörten die “eingebetteten” Reporter, aber auch das für 1,5 Millionen Dollar eigens errichtete Pressezentrum in Doha, Katar, das von einem Hollywood-Designer ästhetisch und aufmerksamkeitsstrategisch gestaltet wurde, oder das Hightech-Medienzentrum des Hauptkommandos, das in einem Container untergebracht ist. Der wurde von den Designern Linda Noble Welch und Mardi Deranian der Deranian-Noble Design Group entworfen. Wichtig war nicht nur die zu…


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