CLAUDIA HERSTATT
Christian Hahn
“Brutstätte” und “Schwärmer”
Hamburger Kunsthalle, 2.2. – 2.5.2003
Galerie Sfeir-Semler, Hamburg, 28.3. – 9.5.2003
Hochhäuser stürzen auf den Betrachter zu oder nach hinten weg, geplatzte Rohrsysteme bohren sich demoliert aus dem Untergrund hervor, geborstene Gebäudeteile rammen quer eine zerberstende Stadtlandschaft. Durch die Trümmer flattern riesige schwarze Vögel, hoch über der gespenstischen Endzeit-Szenerie bläst ein scharfer Wind. “Brutstätte” nennt vieldeutig der 1969 in Nürnberg geborene Christian Hahn seine Inbesitznahme zweier Säle in der Hamburger Kunsthalle im Rahmen der zeitgenössischen Reihe “Standpunkt”.
Bis unter die hohen Decken sind die Wände des ersten Raums in scharf kontrastierendem Schwarz-Weiß mit Motiven ausgemalt, die Anleihen bei Mangas, Comics oder Computerspielen machen. Die in den Raum übersetzte Momentaufnahme eines Infernos hat durchaus bedrängende Wirkung. Nicht umsonst haben sich viele Betrachter dabei an Hitchcocks Film “Die Vögel” erinnert oder an den “Nevermore” krächzenden Raben von Edgar Allen Poe.
So düster und beklemmend der Einstieg in die verschlossene und mit entschiedenem und sicher kalkuliertem Strich auf die Wände aufgetragenen Erzähllandschaft, so lässt einen die Fortsetzung zunächst einmal aufatmen: in dem von natürlichem Licht durchflutetem räumlichen Pendant im Altbau der Hamburger Institution herrscht helle, grelle Farbigkeit. Eisbären und Kolibris scheinen freundliche Signale, nach denen das Auge der schwarz-weißen Hölle entronnen dankbar sucht. Aber bei näherem Hinsehen verkörpern diese Wesen gar nicht mehr das, was man mit ihnen verbindet: die in der Natur winzigen Kolibris umschwirren wie monströse Flugkörper mit langen spitzen Schnäbeln einen nur durch Hut, Schleier und behandschuhte Hände ausgewiesenen Imker im Bildzentrum. “Gesampelte Erzählungen” nennt der in Hamburg…