Jürgen Raap
Asa / Black Market
Boris Nieslony: Mentales Network
Als Boris Nieslony Mitte der siebziger Jahre interdisziplinäre Aktionen und Projekte als künstlerische Arbeitsfelder entdeckte, mündeten diese konsequenterweise in “offene Arbeitssituationen” mit gemeinschaftlicher Praxis und Interaktion: Daraus entstanden “Tischsituationen” wie das symposionähnliche KONZIL (Künstlerhaus Stuttgart 1981) oder “Stätten der Begegnung” wie die Idee zu einer “Mobilen Containerburg” (mit P. Bender, J. Nern u. a. 1982/83 in Hamburg, Stuttgart, Köln). Andere und völlig neuartige Formen des Austauschs und der Zusammenarbeit werden seit 1985 in den Gruppierungen “Black Market” und “ASA” erprobt. Jürgen Raap sprach mit Boris Nieslony.
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J.R.: Wie bist du zu Gruppensituationen gekommen, worin lag für dich der Reiz des Ausbrechens aus der traditionellerweise individualistisch definierten Künstlerrolle?
B.N.: Viele Fragen, die sich mir in der Arbeit stellten, konnten oft besser von anderen beantwortet werden. Als ich 1975 ein “kommunizierendes Röhrenarchiv” gründete, merkte ich, daß ich durch gemeinschaftlichen Austausch viel schneller, leichter und flexibler an Informationen kam, was andere machen. Die erste intensivere Zusammenarbeit in einer Gruppe geschah in jenen Jahren im Künstlerhaus Hamburg, wo ich aber bald feststellte, daß mich eine Gruppenarbeit überhaupt nicht interessiert, die sich darauf beschränkt, in einem Gremium zu entscheiden, wer dort ausstellen darf und wer nicht.
Der Begriff “Gruppe” assoziiert also gleichzeitig auch Repressivität und Reglementierung. Daraus ergab und ergibt sich für dich die Notwendigkeit eines offeneren gemeinschaftlichen Handelns?
Gruppen versuchen, eine gemeinschaftliche Idee oder ein gemeinschaftliches Ziel nach außen zu tragen. Dabei werden aber Energien und die Art und Weise, wie sich Menschen entwickeln, so kanalisiert, daß die Eigendynamik einer…