HEINZ SCHÜTZ
“…. auf einer unsichtbaren Straße, auf der Höhe ihrer Fenster ….”
Kunstprojekt Petuelpark, München ab Juli 2004
Eine im Ansatz bis in die Weimarer Republik zurückreichende Regelung sieht bei staatlichen und städtischen Baumaßnahmen vor, bis zu zwei Prozent der Bausumme für Kunst bereit zu stellen. Abgesehen davon, dass die Kunstgelder von Städten und Gemeinden nicht konsequent ausgeschöpft werden, krankt die Umsetzung der Regelung immer wieder daran, dass sich Politiker als Kunstexperten und als Lobbyisten lokaler Kunstszenen gerieren. So brachte etwa Münchens Oberbürgermeister Christian Ude jüngst die Vorschläge von demokratisch legitimierten Expertenkommissionen zum Kippen. Ude, der immer wieder vom Furor des dilletierenden Kabarettisten geritten wird, einem Furor, der offensichtlich seinem Kunstverständnis Grenzen setzt, wollte in Zeiten knapper Kassen durch “Verhinderung des Schlimmsten”, sprich: einer Arbeit Santiago Sierras, die eigene Popularität populistisch übertreffen. Kunst wird hier zum Spielball provinzieller Kulturpolitik. Unabhängig davon: Vor der Folie des Autonomieanspruches moderner Kunst galt die so genannte “Kunst am Bau” lange Zeit als Kunst “zweiten Grades”. Erst nachdem die Kunst Kontext, Ort, Architektur und öffentlichen Raum neu für sich entdeckte, wurde sie im zeitgenössischen Diskurs aufgewertet. Städte wie Bremen und dann insbesondere Hamburg reagierten relativ früh auf diese Entwicklung und stellten Gelder aus dem Kunst-am-Bau-Fonds für Kunstprojekte im öffentlichen Raum zur Verfügung. Der Hamburger Aufbruch ist inzwischen versandet, wie denn überhaupt die Emphase, die “Kunst im öffentlichen Raum” einst begleitete, weitgehend der Ernüchterung gewichen ist. Was zuvor als kritische Intervention auftrat, ist heute, wo Kritik als Gequengel schlechter Verlierer gilt, zur bestellten Konstruktion von Corporate Identity…