Berlin
Aufbrüche. Abbrüche. Umbrüche.
Kunst in Ost-Berlin 1985 – 1995
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank 25.08.–11.12.2022
Museum Nikolaikirche & Museum Ephraim-Palais 16.09.–11.12.2022
von Claudia Wahjudi
Kein rundes Jubiläum des Mauerfalls oder der Deutschen Vereinigung gibt Anlass für all die Ausstellungen mit Kunst in der späten DDR, die jüngst in Berlin zu sehen gewesen sind, von der Würdigung der Künstlerinnengruppe Erfurt durch die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst im vergangenen Winter bis zur Retrospektive der Fotografin Sibylle Bergemann in der Berlinische Galerie diesen Sommer. Ohne Festakte aber lassen sich die Werke jener Zeit in Distanz zu aktuellen deutsch-deutschen Debatten betrachten, wie sich nun auch mit „Aufbrüche. Abbrüche. Umbrüche. Kunst in Ost-Berlin 1985 – 1995“ zeigt, einer dreiteiligen Schau in der Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank sowie in Ephraim-Palais und Nikolaikirche der Stiftung Stadtmuseum. Unterschiedlich spannend aufbereitet, zeigt sie Arbeiten von 65 Künstlern und Künstlerinnen aus einem Zeitraum zwischen Michael Gorbatschows Amtsantritt und dem Ende des Fonds „Aufbau Ost“.
Der Kooperation der beiden Stiftungen gingen Aufarbeitungen der Bestände voraus. So hat die Stiftung Kunstforum mit ihrer 1985 gegründeten Kunstsammlung der Berliner Volksbank soeben ein Verzeichnis ihres Bestands veröffentlicht: mit rund 1.500 Arbeiten von 160 Künstler und Künstlerinnen aus Berlin und Ostdeutschland, beziehungsweise der DDR. Das stadthistorische Märkische Museum unter dem Dach der heutigen Stiftung Stadtmuseum wiederum beherbergt auch Kunst aus aufgelösten Ost-Berliner Behörden und Massenorganisationen. Auftragskunst jedoch zeigt die gemeinsame Schau nicht. Vielmehr wurden die Depots auf Kunst aller Gattungen durchsucht, die von Reibung an den Verhältnissen zeugt. Darüber, wie Kunst unter den damaligen Umständen entstand und wie sich…