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Ausstellungen: Berlin · von Noemi Smolik · S. 233 - 235
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
YOYI! Care, Repair, Heal

Gropius Bau 16.09.2022 – 15.01.2023
von Noemi Smolik

Dass die Kunst ihren Ursprung im Ritual hat, verdrängte der moderne Mensch. Es passte nicht in sein Konzept von einem auf sich selbst gestelltes, aufgeklärtes, vom Verstand geleitetes Individuum, das alle Widrigkeiten, Krankheiten, ja, selbst den Tod überwinden könne. Das glaubten allen Ernstes zum Beispiel am Anfang des 20. Jahrhunderts die Anhänger des russischen „Kosmismus“. Heute, nachdem unser Planet sich am Rande des Kollaps befindet erscheint dieses Konzept mehr als fragwürdig und mit ihm auch das Konzept der Kunst als ein autonomes von einem Individuum geschaffenes Werk. Tatsächlich tauchen auch in der zeitgenössischen Kunst wie zum Beispiel in den performativen Auftritte von Anne Imhof oder Korakrit Arunanondchai Elemente auf, die dieses Konzept verlassen und rituelle, kollektiv durchgeführte Elemente in ihre Kunst einführen.

Denn im Gegensatz zu dem modernen Konzept des Individuums ist ein Ritual eine kollektive Handlung, die nach festgelegten Regeln immer wieder von Neuem wiederholt wird, um Ängste und das Gefühl der Entfremdung in den Griff zu bekommen. Der mittelalterliche Gottesdienst, der in Kirchenräumen stattfand, die mit Kunst – den Altären, die später fälschlich als autonome Kunstwerke in den Museen gelandet sind, ausgestattet waren, war solch eine Handlung, der wie auch den sie begleitenden Kunstgegenständen daher eine heilende Wirkung zugeschrieben wurde. Aber genauso wie der Ursprung wurde auch der heilende Anteil der Kunst vergessen, die nach Kants Votum als ein Objekt „interessenloses Wohlgefallen“, später dann als ein Objekt der Erkenntnis und der Freiheitsbezeugung verstanden wurde.

Es war Carolyn Christov-Bakargiev, die…

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