Pöbelei und Propagandafilme
Über den Imageschaden der documenta ein Resümee zur d15
von Jürgen Raap
„Jede Künstlerische Leitung kann die Ausstellung neu erfinden. Das macht den Charme der Documenta aus…. Die Documenta ist nicht mehr das Museum der 100 Tage, von dem Arnold Bode gesprochen hat. Sie ist kein enzyklopädisches und ausgewogenes Museum“, erklärte d 15-Interimsgeschäftsführer Alexander Farenholtz.1 Doch die Neuaufstellung der d 15 durch das kuratorische Kollektiv ruangrupa aus Indonesien führte letztlich zum Scheitern: Denn statt konstruktive Dialoge zu führen und freimütigen Austausch zu pflegen, verzettelte man sich verbissen in ideologischen Grabenkämpfen. Am Ende der 100 Tage beherrschten zu großem Teil nur noch Wut und Verbitterung die Stimmung in Kassel.
Das kuratorische Team erwies sich als überfordert, eine Veranstaltung dieser Größenordnung im Griff zu haben und dirigieren zu können. Irritierend war für viele eine Unwissenheit oder auch Unsensibilität gegenüber manchen hiesigen Verletzlichkeiten, speziell in den jüdischen Gemeinden. ruangrupas ideologische Einseitigkeit in der Auseinandersetzung glich manchmal jener Haltung, mit der vor 50 Jahren eine hartleibige dogmatische Linke versuchte, Universitätsseminare zu unterwandern.
Letztlich scheiterte diese documenta 15 aber auch durch einen Unwillen bzw. eine Unfähigkeit zur professionellen Kommunikation, was Farenholtz mit seiner Bemerkung verniedlichte, Interviews seien nicht die Sache von ruangrupa: „Ihre Sprache ist die Ausstellung, der Dialog vor Ort, nicht die Pressemeldung“.2 Das mag ja sein; aber jedes kleine Start up-Unternehmen, das keinen üppigen PR-Etat zur Verfügung hat, bietet eine deutlich bessere Außendarstellung für sein Anliegen. Doch so, wie die d 15 ablief, ging das Anliegen, der Stimme des globalen Südens Gehör zu verschaffen,…