Heinz-Norbert Jocks
Avatar und Atavismus
»Outside der Avantgarde«
Kunsthalle Düsseldorf, 22.8. – 8.11.2015
Der widergängige Titel der von Veit Loers gemeinsam mit Pia Witzman in der Düsseldorfer Kunsthalle konzipierten Ausstellung „Avatar und Atavismus. Outside der Avantgarde“, der, auf Anthropologisches anspielend, gleichzeitig der Avantgarde den Rücken zuzukehren scheint, klingt wie die aufmerksamkeitsträchtige Verheißung einer überraschenden Einsicht in einen bisher so noch nie dargestellten Sachverhalt. Ganz so, als würden hier verdeckte, für eine bittere Überraschung sorgende Spuren freigelegt, die uns unwillkürlich mit den vergessenen Fantasien des Archaischen zusammenprallen lassen oder in die dunklen Schluchten des Archetypischen reißen. Um sich nicht in die Verlegenheit zu bringen, den Überblick zu verlieren, hat Veit Loers mit seiner Mit-Kuratorin die lange Zeit möglichen Rückblicks bewusst eingegrenzt. In den 80er Jahren einsetzend, wird der Bogen bis heute gespannt, sowohl mit Werken namhafter als auch mit den Arbeiten sogenannter Outsider-Künstler. Diese, für die Düsseldorfer Schau Einrichtungen in NRW und Italien entliehen, feiern seit der Biennale von Massimilano Gioni vor vier Jahren in Venedig eine marktkompatible Wiederentdeckung.
Hinsichtlich des Ausstellungstitels drängt sich eine Frage nach der anderen auf, und schon das allein ist so bemerkenswert wie spannend und gegengängig: Was sagt es über den aktuellen Stand der Kunst und womöglich über uns Menschen und das Menschsein aus, wenn hier der in den Werken geisternde Atavismus hervorgekehrt oder herausdestilliert und die potentielle Komplexität eines Kunstwerks auf dieses eine Motiv, besser auf ein uns womöglich mit der Vorzeit in Berührung bringendes Element reduziert wird? Darauf verweisend, dass die Saat der Aufklärung doch nicht so…