Be a Hero! Be an Outsider! Be Robert Walser!
Thomas Hirschhorn baut dem Promeneur Solitaire Robert Walser ein Denkmal
von Paolo Bianchi
Die Walser-Skulptur ist ein Provisorium, das an die Hüttendörfer von Protestierenden erinnert. Ein alternatives Denkmal an den großen Alleingänger Robert Walser, das zu einer temporären autonomen Lebenszone geworden ist, die Randständigen als Aufenthaltsort und Nische dient. Ein Widerstandsort! Wenn Joseph Beuys behauptete: „Jeder ist ein Künstler“, dann geht Thomas Hirschhorn einen Schritt weiter und würde ihm erwidern: „Jeder Mensch ist eine Menschheit für sich, Herr Beuys!“
Den ganzen Sommer 2019 lang stand auf dem Bieler Bahnhofplatz die „Robert-Walser-Skulptur“. Das Provisorium, gebaut aus Euro-Paletten und Pressspanplatten, dehnte sich auf einer Fläche von über 1.300 Quadratmetern aus. Der Künstler Thomas Hirschhorn war immer, jeweils von 10 bis 22 Uhr, die ganzen 86 Tage über anwesend. An den Wänden der grossräumig begehbaren Skulptur waren Walser-Texte affichiert, eine altarähnliche Installation mit zahlreichen Wanderschuhen bestückt, stand symbolisch für Robert Walser, den leidenschaftlichen Spaziergänger. Es wurde Schach gespielt, ein Esperanto-Kurs abgehalten, die stadtbekannte Domina Lady Xena hatte ihren Auftritt oder man folgte Stadtbewohnern beim Vorlesen von Walser-Texten, auf einem mit braunem Klebeband eingefassten Sofa verweilend. Wer an einem sonnigen Tag im Juli 2019 nach Biel reist, trifft dort auf den Künstler Hirschhorn, der wie ein umsichtiger Dialogmeister in Aktion tritt. Es ist sein Bestreben, das Phänomen Kunst zu einer sozialen und medialen Öffentlichkeit in Beziehung zu setzen. Sein Tun ist darauf ausgerichtet, Widerständiges anzustoßen. Hirschhorns Rolle ist die eines anstiftenden Entwicklers und Moderators. Er vernetzt die unterschiedlichen…