Kleine Bibliothek zum SchreibenGehen
ausgewählt und beschrieben von Paolo Bianchi
Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen
„Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.“ Elizabeth von Arnim entwirft im Rügen-Buch (1904) ein prächtiges Bild der „Perle der Ostsee“. Darin heißt es weiter: „Will man die Seele von den trostlosen Verkrustungen befreien, die sich unweigerlich bilden, wenn man versucht, seine Pflicht zu tun, oder geduldig erträgt, bis andere die ihre einem selbst gegenüber erfüllen, so kenne ich keine sicherere Methode, als sich mutterseelenallein hinaus in die Natur zu begeben.“
Jane Austen: Stolz und Vorurteil
Jane Austen liebte die Natur. Sie genoss es, stundenlang spazieren zu gehen und nannte sich selbst eine „geradezu hoffnungslose Spazier g ängerin“. Ihre Roman figuren folgen ihrem Beispiel, so dass es im Roman „Stolz und Vor urteil“ (1813) heißt: „Elizabeth überquerte schnellen Schrittes ein Feld nach dem anderen, sprang über Gatter, hüpfte in ungeduldiger Eile über Pfützen, und als schließlich das Haus vor ihr lag, hatte sie schmutzige Strümpfe, ihre Fußgelenke schmerzten, und ihr Gesicht glühte von der Anstrengung in der frischen Luft.“
Thomas Bernhard: Gehen
In der Erzählung „Gehen“ führt Thomas Bernhard seinen obsessiv kreisenden Schreibstil ins Extrem. Im Zentrum steht der Augenblick, in dem der Protagonist Karrer auf einem der regelmäßigen Spaziergänge mit seinem Freund Oehler ein Wiener Textilgeschäft betritt und plötzlich wahnsinnig wird. Oehler berichtet einem Dritten: „Mit Karrer zu gehen, ist eine ununterbrochene Folge von Denkvorgängen gewesen.“ Denkvorgänge, in den Karrer sich klarwerden wollte über die Beziehung…